In Ukraine künftig Weihnachten nach röm. katholischen Vorbild

Weihnachts-Basteln

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Die Ukrainer wollen nicht mehr „russisch-orthodox“, sondern ukrainisch-orthodox Weihnachten feiern. Man wolle auf „westliche Werte“ setzen und sich von „russischen Erbe“ befreien. Rom dürfte über diese Entscheidung sehr erfreut sein.

Ukraine wolle „westliche Werte“ einführen

Die Weihnachtsfeier wird im Jahr 2023 am 25. Dezember stattfinden und nicht wie bisher „traditionell“ am 07. Januar des kommenden Jahres. Mit einer „Hauruck-“ Aktion hat die Regierung in Kiew die Tradition der russisch-orthodoxen Kirche abgeschafft und dafür die Gepflogenheiten der römisch-katholischen Kirche eingeführt, auch wenn dies dennoch als eine Tradition der ukrainischen orthodoxen Kirche angesehen wird. Präsident Wolodymyr Selenskyi hat den vom Parlament bereits verabschiedeten Gesetzesentwurf unterschrieben, wie der US-Nachrichtensender CNN meldete.

Beseitigung des „russischen Erbes“

Weihnachts-Basteln
Man bastelt sich die Weihnachtstermine um

Das Motiv für die Ablösung von der Tradition der russischen Ost-Kirche sei die gewollte Aufgabe des „russischen Erbes“ mit dem Ziel, nun das eigene Leben mit eigenen Traditionen und Feiertagen leben zu können.

Doch ebenso wie Russland bildet auch die orthodoxe Ausrichtung die Mehrheit der Bevölkerung. CNN legt dar, dass ein Großteil der orthodoxen Gemeinschaft nach der Annexion der Halbinsel Krim sowie dem Beginn der Unterstützung von Separatisten in der östlichen Donbass-Region, aus Moskau wegzogen. An der Spitze des orthodoxen Christentums in der Ukraine und der russisch-orthodoxen Kirche stehen zwei verschiedene Patriarchen. In Kiew residiert Patriarch Filaret und in Moskau Patriarch Kyrill. Deren Ansichten, insbesondere zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, können nicht unterschiedlicher sein. Der russische Kirchenleiter steht voll und ganz hinter Russlands Präsident Putin, während Filaret den Rücken von Selensky stärkt.

Kyrill bezeichnet den Krieg zwischen beiden Ländern als einen „Kulturkonflikt“ zwischen der größeren Welt Russlands und den liberalen Werten des Westens.

Neben der ukrainisch-orthodoxen Kirche signalisierte auch die ansässige griechisch-katholische Kirche für ein Umschwenken der bisherigen Tradition gen römisch-katholische Feiertagsregelungen, also auch Weihnachten am 25. Dezember.

Die Zustimmung einiger weniger Stimmen

Der Sender CNN war auf „Stimmenfang“ und wollte hören bzw. präsentieren, was die Leute in der Ukraine von der Umstellung des Feiertagskalenders eigentlich halten. Demnach sei nach einer Umfrage eine Zustimmung von mehrheitlich 59 Prozent festgestellt worden.

So antwortete eine Lehrerin namens Alla: „Die Ukraine sollte ein zivilisiertes europäisches Land sein“, dies solle „für uns alle die Norm sein“.

Ein Pavlo aus Lemberg sagte: „Den 25. Dezember zu feiern, ist logisch. So feiert Europa. Wir haben dieses Jahr im Dezember gefeiert und es war nichts Schwieriges dabei. Wir wollen näher an Europa und der Welt sein.“

Eine Tetyana aus Kiew gab ab, sie halte das Datum für unwichtig, aber sie unterstütze diesen Schritt „wegen seines symbolischen Wertes“. Es gehe gar nicht mehr um Religion. Vielmehr sei es ein Zeichen von Staatlichkeit. Das dürfe auch so sein, denn sie unterstütze den Präsidenten und ihr Land.

Patriarch Kyrill auf einsamer Strecke

St Peters Moskau
Russisch-orthodoxe Kirche steht noch auf einsamer Strecke

Auch wenn die orthodoxen Kirchen in der Ukraine vordergründig mit der römisch-katholischen Kirche nicht viel am Hut haben, dürfte diese Entscheidung im Vatikan mit großem Wohlwollen aufgenommen worden sein. Weihnachten und Ostern sind schließlich eine Innovation der Kirche Roms und damit auch die „autoritären“ Urheber dieser Feierlichkeiten.

Der Moskauer Patriarch Kyrill ist der quasi der letzte aller orthodoxen Kirchenführer, der sich noch nicht den ökumenischen Bestreben Roms angeschlossen hat. Zu den sog. „altkirchlichen“ und „nachkaiserlichen“ orthodoxen Kirchen mit ihren jeweiligen Patriarchen zählen Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Georgien, Bulgarien, Serbien, Rumänien und Russland (Moskau).

Noch offenkundige Gegensätze

Orthodox Maria
Auch in der orthodoxen Kirche spielt Maria eine übergroße Rolle

Der von Kyrill bezeichnete „Kulturkonflikt“ gegen die „Werte des Westens“ richtet sich konkret gegen Gender, LGBTIQA+ und den jeweiligen Unterkategorien, gegen Homo-Ehen und damit die Zerstörung der traditionellen Familie. Putin argumentiert hier mit christlichen Werten und hat mit Kyrill seinen moralischen Unterstützer. Der Patriarch Kiews sowie auch die weiteren orthodoxen Kirchenführer stehen jedoch dem Vatikan um Welten näher als der Patriarch Moskaus.
Der Vatikan nimmt derzeit scheinbar eine Position in der Zwischenwelt ein. Erst kürzlich maßregelte der Erzbischof von Köln, Rainer Kardinal Woelki einen Pfarrer seines Bistums, weil dieser in der St. Lambertus Kirche in Mettmann den Segen für nicht-heterosexuelle Paare gab. Papst Franziskus „maßregelte“ bereits homosexuelle Handlungen als „widernatürlich“. Dabei bezog sich der Pontifex zwar nicht auf das Evangelium, sondern auf das Naturrecht, aber dennoch in klarer Position.

Auf den ersten Blick sieht diese Konstellation ziemlich verwirrend aus. Der Patriarch Kiew steht dem Papst im Rom nahe. Politisch scheinen sie in weitgehend in Übereinstimmung zu sein. Der Patriarch Moskaus erscheint jedoch als Gegner Roms, ebenso wie Präsident Putin. Doch die von Putin und Kyrill vertretenen Werte entsprechen jene, die auch im Vatikan angemahnt werden. Wie passt das zusammen?

Auf den ersten Blick passt überhaupt nichts zusammen. Das sieht ebenso im eigentlichen widersinnig aus, wie das verteidigte Weihnachtsfest nach „westlichen Werten“, die auf der anderen Seite anhand der „woken“ Gesellschaftsteile auch ein großes Problem mit christlichen Festen haben.

Der „große Kompromiss“ steht an

Yin Yang
Aus Gegensätzen wird eine Einheit gegossen

These und Antithese ergeben eine Synthese. Die päpstlichen Bemühungen zur Schaffung von Frieden zwischen Russland und der Ukraine sind bereits am Laufen. Der beauftragte Kardinal Matteo Zuppi hat die Türklinken in Kiew und Moskau schon in den Händen gehabt. Neuerdings „bittet“ Papst Franziskus Putin um die Fortsetzung des Getreideabkommens. Es müsse eine Hungerkatastrophe verhindert werden. Dass China jedoch mehr als die Hälfte aller weltweiten Weizenvorkommen gelagert hat, steht auf einem anderen Papier. Geht aus den Vermittlungsgesprächen ein Waffenstillstand hervor und sind die Getreide-Transporte durch das Schwarze Meer wieder möglich, dann steht der „Held des Jahrzehnts“ im Nu fest. Das religiöse und moralische Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Ein Waffenstillstand geht in aller Regel aus Kompromissen bei beiden Seiten hervor. Wie die Details genau aussehen, das müsste sich erst herausstellen, ebenso wie weit dieser gegenwärtige Konflikt noch angeheizt werden wird. Doch von einem Kompromiss ist auch der „Kulturkonflikt“ betroffen. Eine Übereinkunft zwischen den „westlichen“ und „christlichen“ Werten.

Brüderliche Übereinkunft

Papst Franziskus
Franziskus – Der ‚Friedenstifter‘

Papst Franziskus predigt den Natur- und Klimaschutz schon mindestens seit der Veröffentlichung seiner Enyklika „Laudato si‚“ im Jahr 2015. Mit der darauffolgenden Enzyklika „Fratelli Tutti“ appelliert der Pontifex an die Vernunft der Menschen und zu mehr Brüderlichkeit und Inklusivität. Eine vereinte Menschheit, einst gespalten in „christliche“ und „westlich liberale“ Werte, nun gemeinsam im Frieden und gegenseitig wohlwollenden Austausch. Und dies mit dem Papst als leitende „Lichtgestalt“ an der Spitze.

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