Die Verzweiflung der einst protestantischen Kirchen führte inzwischen zum Antasten des „heiligen Sonntags“. Ein Gottesdienst könne auch an einem beliebigen Tag abgehalten werden. Die katholische Welt ist entsetzt, empört und hält sich mit teils nachvollziehbarer Kritik nicht zurück. Dennoch erscheint dieses ganze Theater lediglich als ein weiterer Zug im großen Spiel auf dem „maurerischem Schachbrett“.
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Aufgeweichte Regeln für mehr Menschen-Nähe
Ein ernst gemeintes Anliegen, oder doch einfach nur ein Testballon? Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) versucht sich offenbar darin, die Existenzberechtigung der einst protestantischen Kirchen mit einer Annäherung an die „Lebenswirklichkeit“ der Menschen zu gewährleisten. Wer auch immer die Lebenswirklichkeit auslegt bzw. definiert, scheint hier nicht zu interessieren, sondern einfach nur das vermeintliche Verlangen der Menschen und ihre juckenden Ohren (2. Tim. 4,3-4). Schließlich muss der Massenabwanderung der Schäfchen Einhalt geboten werden.
„Lebensordnung: Weniger Regeln, mehr Freiheit“, so das Motto der neu geschaffenen Regeln für Pfarrpersonen und Presbyterien. Die neue Lebensordnung (LO) solle zudem die Mitgliederorientierung stärken, wie es in der Pressemitteilung heißt (Quelle). Zu den gelockerten Zügeln gehören demnach das Zulassen aller Getauften zum Abendmahl, anstatt der bisher erforderliche Presbyteriumsbeschluss, damit auch noch nicht konfirmierte Kinder teilnehmen konnten. Nun ist auch ein Traubensaft anstatt eines Weines zugelassen.
Den unantastbaren Sonntag angetastet
Es folgte ein „leiser Paukenschlag“, der von der EKiR jedoch nicht an die große Kirchenglocke gehängt wurde. In der Pressemitteilung der Kirchen-Organisation heißt es: „Die bisherigen Einschränkungen in Bezug auf den Ort für Gottesdienste zu Amtshandlungen (Taufe, Konfirmation, Trauung, Bestattung) entfallen.“
Der bisher verbindliche Gottesdienst-Tag solle nicht mehr der Sonntag sein, sondern ein Tag nach Belieben. Über dieses Vorhaben berichtete die Zeitung „WELT“ (Quelle) und zeigte sich dahingehend überrascht, da schließlich „der erste Tag der Woche als der Gottesdienst-Tag“ für Christen gelte.
Nun sei in dieser Kirche alles möglich, denn es werde ein Bruch mit „jahrtausendealter Tradition“ gewagt, so die Zeitung. Immerhin handelt es sich um die zweitgrößte Kirche in der Bundesrepublik und weitere Kirchen werden folgen, so die Mutmaßung. Die EKiR siehe sich selbst in einer Vorreiterrolle und man spreche von einer „historischen Reform“. Ulrich Parzany, ein sehr prominenter Prediger aus dem „konservativen Lager“ sieht die EKiR kurz davor, den „zentralen Tag christlichen Lebens, den Sonntag als Gottesdienst-Tag, aufzugeben“. Der Präses der EKiR, Thorsten Latzel, erklärte der „WELT“, dass es gar nicht so sehr darauf ankommen, was sonntags getan werde, denn „der eigentliche Gottesdienst findet im Alltag der Gläubigen statt.“
Katholische Welt ist entsetzt
Derartige Beschlüsse in einer großen evangelischen Kirche blieben international nicht unbemerkt. Der Artikel von „WELT“ wurde u.a. von „Agencia Católica de Noticias“ (Mexiko) und „InfoCatólica“ (Spanien) beinahe wörtlich ins Spanische übersetzt, so das katholische Magazin „Die Tagespost“ (Quelle). Die katholische Welt ist somit hellhörig geworden und zeigt sich empört.
Der Mangel an Empörung über die Abschaffung des Sonntags-Gottesdienstes sei ein Beleg für die „religiöse Gleichgültigkeit unter den Lutheranern“, so ein Vorwurf. Die Protestanten plage die Sorge, den Anschluss an die moderne Gesellschaft zu verpassen. Deshalb „geben sie ihren Glauben preis“, so ein anderer Vorwurf. Es hätte eigentlich ein Beben auslösen müsse, aber dieser blieb aus.
Der Katholizismus ist durch Sonntag definiert
Dass die Vertreter der römisch-katholischen Kirche hier nicht gerade Zurückhaltung üben und teils heftige Kritik äußern, kommt nicht überraschend. Mit dem Sonntags-Gottesdienst handelt es sich immerhin um den „Heiligen Gral“ dieser Kirche. Von Kaiser Konstantin im Jahr 321 auf staatlicher Ebene manifestiert und im Jahr 325 bei Konzil zu Nicäa von den Geistlichen Roms auch als ein verbindlicher Gottesdienst-Tag eingerichtet. Auf dem Konzil zu Trient die noch junge Reformation verurteilt als eine interne Kirchen-Rebellion, da diese Abtrünnigen am von der Kirche vorgeschriebenen Sonntag festhalten, anstatt den Samstag (Sabbat) des Evangeliums zu befolgen (Info).
Die Kirche Roms, der Katholizismus an sich, steht und fällt mit dem Sonntag („Sonnen-Tag“). Es ist nicht zu weit hergeholt, wenn man beschreibt, dass der Sonntag diese Kirche definiert. Denn der Krieg gegen die Gläubigen, die noch nach dem Ur-Christentum hinaus am biblischen Sabbat festhalten, begann sehr früh (Info).
Der Sonntag muss daher verteidigt werden, koste es, was es wolle. Da hatte die römisch-katholische Kirche noch nie irgendwelche Skrupel gezeigt, auch bis dahin völlig unvorstellbare Mittel zur Bewahrung ihres Sonntags einzusetzen. Mit ihrer Kritik an die inzwischen zu einer „Wischi-Waschi-Einrichtung“ degenerierten protestantischen Kirchen liegen die Vertreter der römischen Mutterkirche gar nicht mal verkehrt. Die Demontage der einstigen protestantischen Kirchen ist zu einem Selbstläufer geworden. Ob die Verantwortlichen es wissen oder nicht, ist eigentlich unerheblich, aber sie singen das „Hohelied Roms“, allen voran das gemeinsam geträllerte Lied „Laudato Si'“.
Trends Alte Welt und Neue Welt
Der heute schon ziemlich klar beobachtbare Trend weist darauf hin, dass in der „Alten Welt“, also Europa mit Schwerpunkt Europäische Union, wieder die römisch-katholische Kirche vordergründig den Ton angeben wird, während die noch immer sich Lutheraner und Protestanten nennenden Kirchen-Geistlichen mit aufgesetzter Clownsnase ein beständiges Trauerspiel vortragen werden. Sie erfüllen ihre selbst gewählte Rolle als Tochter Roms devot und ohne Widerspruch (Info).
Die Entwicklung im alten Europa steht im Kontrast zu den Entwicklungen in der „Neuen Welt“, in den USA. Dort manifestiert sich zusehends die Kraft der sog. „christlichen Rechten“, bzw. „nationalen Christen“. Eine Formierung aus einflussreichen evangelikalen Leuten, die eine vollständig – mit Verlaub – durchgeknallte Theologie repräsentieren. Dies hat mit dem Evangelium nur am Rande, dafür dem Machtstreben im vollen Sinne etwas zu tun. Doch auch bei diesen mit „Charisma“ durchdrungenen Evangelikalen handelt es sich um die Exekutoren der römisch-katholischen Philosophien. Christliche Gesetze sollen wieder eingeführt und Gott müsse wieder zurückgeholt werden, so das schon hörbare Wahlkampf-Getöse. Doch welche Gesetze? Die Gesetze Roms. Und hier spielt der Sonntag nicht nur eine, sondern die zentrale Rolle.
Einfach dem allem fernbleiben
Dieses Vorgehen gemäß Hegel’sche Dialektik (These, Antithese, Synthese – Info) führt einen jeden Beteiligten lediglich vom Regen in die Traufe. Das gegenseitige Anfechten zwischen den Kirchen kann getrost als drehbuchmäßiges Theater abgetan werden. Ebenso gilt dies für das „protestantische Aufweichen“ des von der Kirche Roms bis auf das buchstäbliche Blut verteidigten Sonntags. Nicht der alleinige Zwang der Menschen führt zum gewünschten Erfolg, sondern die Überzeugung von einer „absoluten Notwendigkeit“, was es unbedingt zu verteidigen gilt. Die meisten Menschen werden es von selbst fordern. Wehe dem, der sich davon nicht beeindrucken lässt, sondern eisern und stur am Evangelium festhält, so wie es geschrieben steht. Dieser weiß auch, dass seine „Unbeliebtheit“ einst sehr groß werden wird:
Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den übrigen von ihrem Samen, welche die Gebote Gottes befolgen und das Zeugnis Jesu Christi haben.
Offenbarung 12,17
Bibelverse aus Schlachter 2000