Mit einer sehr „motivierten“ Beweisführung über die Existenz einer scheinbar bis unter die Decke gefüllte Hölle gemäß den Lehren der römisch-katholischen Kirche, gerät ein katholischer Assistenzprofessor versehentlich auf die Plattform der Komik und Ironie.
Inhalt / Content
- 1 „Leere Hölle“ sei un-katholisch
- 2 Katholische Kirche verlangt nach voller Hölle
- 3 Auf der Suche nach Belegen
- 4 Aus Müllverbrennung wird ewig brennende Hölle
- 5 Der Griff in die Traditions-Kiste
- 6 Eine gewonnene Zwischenbilanz
- 7 Kennt der Autor die Papst-Position?
- 8 Version „leere Hölle“ sei gefährlich
- 9 Die katholische Logik
- 10 Eine Portion Ironie
- 11 Der krönende Abschluss
- 12 Die Geschichte außen vor gelassen
- 13 Ein starker Hauch von Zynismus
- 14 Abschied aus dem „klassischen Katholizismus“?
„Leere Hölle“ sei un-katholisch
Offenbar hat die „leere Hölle“ des von Papst Franziskus als keine Lehrmeinung ausgesprochenen Wunsches innerhalb der Kirche ein paar Wellen geschlagen. Im Januar 2024 äußerte der Pontifex seine Vorliebe einer nicht besiedelten Hölle. „Ich stelle mir die Hölle gerne leer vor; ich hoffe, sie ist es“, so der Papst (Info). Eine Vorstellung, die der Lehre der römisch-katholischen Kirche ganz und gar nicht entspricht.
Katholische Kirche verlangt nach voller Hölle
Gemäß der römischen Kirche müsste die Hölle bis unter die Decke gefüllt sein. Grundsätzlich landete ein jeder Mensch automatisch in die Glut- und Feuerstätte, wenn dieser den katholischen Glauben nicht annahm. Für einen jeden Katholiken wäre dann entscheidend, ob dieser im Zustand einer nicht bereuten und bezahlten „Todsünde“ verstarb. In einem solchen Fall landete dieser ebenfalls schnurstracks im ewigen Qual- und Flammenmeer.
Daher könne die Hölle gar nicht leer sein. Diesen Standpunkt vertritt vehement Ivan Poljaković. Er war bis 2021 an der Universität Zadar Assistenzprofessor und Leiter des Fremdsprachenzentrums und Lehrer an katholischen Schulen. Er denkt gerne, „dass die Hölle nicht leer ist“, so sein Dementi gegen jegliche Vorstellungen eines verwaisten Seelen-Backofens irgendwo im Nirgendwo. In einem Beitrag verteidigt er die zwingende Existenz einer solchen Hölle, eben einer solchen, wie sie von der römisch-katholischen Kirche gelehrt wird (Quelle).
Auf der Suche nach Belegen
Poljaković sieht sich in seiner Vorstellung einer vollen Hölle bestätigt, weil Jesus Christus, die „heilige“ Jungfrau Maria, die katholische Kirche und jeder Katholik so denke. Jesus Christus habe die Hölle verdeutlicht in Matthäus 25,41:
„Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist!„
Dass es sich mit dem „ewigen Feuer“ eventuell nicht um jene Hölle handelt, so wie es sich die Väter der römischen Kirche ausmalten, kommt dem Autor jedoch nicht in den Sinn. Die Bibel spricht zwar von „ewigem Feuer“ an mehreren Stellen und das Wort „Hölle“ kommt darin ebenfalls vor, aber Sinn, Bedeutung und vor allem das Aussehen dieser vermeintlich ewig andauernden Stätte sind ein Produkt menschlichen Ideenreichtums. Das als Wort „Hölle“ übersetzte Original aus dem Griechischen beschreibt einen Ort, der heute noch besichtigt werden kann und eine entsprechende Historie vorweist, die die Beschreibung „ewiges Feuer“ durchaus berechtigt erscheinen lässt.
Aus Müllverbrennung wird ewig brennende Hölle
So trivial wie es klingt, aber es war eine Müllverbrennungsstätte im Tal (griechisch) „Gehenna“, dort wo stets Müll nachgeworfen wurde und deshalb das Feuer beständig brannte (Info). Der Müll verbrannte rasch, aber das Feuer loderte dennoch weiter wegen beständigem Nachschub. Daraus münzte die Kirche ein Fantasieprodukt, welches man sich unter dem Begriff „Hölle“ heute vorzustellen habe. Und auf diesen Irrtum baut auch die ganze weitere Argumentationskette auf.
Der Griff in die Traditions-Kiste
Nachdem der Autor die von der falschen Vorstellung der Hölle genährten Bibelzitate ausgeschöpft hatte, griff er auf rein katholische „Belege“ zurück. Ein stichhaltiger Beweis für die Existenz der Hölle sei die Aussage der „heiligen Jungfrau Maria“ bei ihrer Erscheinung in Fatima. Dort schilderte sie gemäß den Überlieferungen das Aussehen der Hölle.
Im Anschluss greift Poljaković erneut auf exklusive katholische Lehren zurück. Unmittelbar nach dem Tod komme ein „besonderes Gericht“ vor, das im Moment des Todes über die „unsterbliche Seele“ des Menschen urteile. Der Autor begann diese Erklärung mit, „die Kirche lehrt“, und liegt daher auf gleicher Linie wie der römisch-katholische Katechismus (KKK), der Canon 366 ebenso einleitet.
Dieser Canon beschreibt eine „unsterbliche Seele“, sehr wohl wissend, dass dies konträr zu den biblischen Aussagen steht. Dass das Evangelium das Gegenteil dessen beschreibt, was die römische Kirche verbreitet, weiß diese Institution sehr genau. Denn in der „New Catholic Encyclopedia“ ist exakt beschrieben, dass die Bibel nichts über eine unsterbliche Seele berichtet, sondern die Seele als den „lebendigen Menschen als Ganzes“ beschreibt.
Dass zwischen dem Evangelium und den Dogmen der Kirche Unterschiede bestehen, beschreibt auch der vom Autor bemühte KKK 1036. Die „Aussagen der Heiligen Schrift und die Lehren der Kirche über die Hölle“ seien verantwortungsvoll zu gebrauchen.
Eine gewonnene Zwischenbilanz
In der Überzeugung von den Lehren der römisch-katholischen Kirche und der auf einem Irrtum basierenden Argumentationskette der falsch verstandenen Hölle, folgert der Autor, dass im Falle einer leeren Hölle entweder kein Mensch in Todsünde lebte, oder Jesus mit seinem Tod alle Menschen erlöste und dies für alle Menschen unabhängig von ihren Sünden sicherstellte, oder die Hölle in ihrer Ewigkeit gar nicht existierte. Da diese drei Überzeugungen der katholischen Lehre im krassen Widerspruch stehen, müsse es daher zwingend eine nicht leere Hölle geben, so die Logik, die einem Scholastiker das Herz höher schlagen lassen.
Die Vorstellung einer leeren oder nicht existenten Hölle „steht im Widerspruch zu dem, was Jesus uns gelehrt hat, sie steht im Widerspruch zur Heiligen Schrift, sie steht im Widerspruch zur Heiligen Tradition, es widerspricht der Lehre der Kirche“, so Poljaković, der noch bekräftige, dass der Glaube an das Märchen über eine leere Hölle Selbstbetrug sei, „während der Vater der Lüge seine Hände aneinander reibt und eine große Überraschung für sie vorbereitet“.
Kennt der Autor die Papst-Position?
An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, ob der Autor überhaupt davon weiß, dass Papst Franziskus von einer leeren Hölle träumte. Denn der Ursprung des vom Autor beschriebenen Selbstbetrugs ist gemäß Leseart eindeutig beim Widersacher Gottes angesiedelt. Beim „Vater der Lüge“, also Satan.
Immerhin fügte der offenkundig eingefleischte Katholik noch hinzu, dass es leider solche gebe, die „gerne denken, dass die Hölle leer ist“, sich aber dennoch Katholiken nennen. Ist der oberste Leiter der römisch-katholischen Kirche, der Papst, Pontifex Maximus, Vicarius Christi, Bischof von Rom, etc., etwa kein Katholik?
Die folgende vom Autoren verfasste Passage zur vermeintlichen Beweisführung einer existierenden Ewigkeits-Hölle kann katholischer gar nicht sein. Eine in sich durch und durch widersprüchliche Argumentation und Erhellung über das wahre Wesen und die Natur dieser Kirche zugleich.
Version „leere Hölle“ sei gefährlich
Jegliche Version einer leeren Hölle sei gefährlich und trage auch Konsequenzen. Ein jeder Katholik als guter Gläubiger wolle natürlich das Heil jeder Seele, so der Autor. Das Heil der Seelen sei die erste und wichtigste Aufgabe der Kirche. Doch wenn die Hölle leer ist, weshalb sollten dann die Seelen gerettet werden und weshalb die Kirche, so die suggestive Frage des Autors. In diesem Fall sei es nur noch eine Farce, denn die Kirche sei dann unnötig.
„Wenn die Hölle leer ist, dann ist Jesus nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Sadist, der Freude an Drohungen und der Verbreitung von Angst hat.“ Folglich sei Jesus kein Gott, „denn Gott ist die Güte und die Liebe selbst. Gott kann kein Lügner sein. Der Teufel ist ein Lügner„, resümiert Poljaković.
Die katholische Logik
Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Wer die von der römisch-katholischen Kirche fantasiereich ausgeschmückte Höllen-Version als das benennt, was sie ist, ein blanker Unsinn, der stempelte Jesus als einen Lügner ab und mache ihn zu einem Sadisten. Wenn nun der Autor die Drohung und Verbreitung von Angst anhand von Erzählungen über eine tatsächlich nicht in der katholischen Variante existierende Hölle als Sadismus bezeichnet, wie würde er denjenigen benennen, der eine derartige Hölle für die Bereitung von endlos großen Qualen in aller Ewigkeit tatsächlich betreiben würde?
Genau das erzählt die römisch-katholische Kirche. Jesus Christus betreibe eine solche Stätte, in der „unsterbliche Seelen“ ohne Aussicht auf Erlösung auf immer und ewig zu Schmerz und Pein verdammt seien.
Die katholische Logik dahinter: Wer etwas Schreckliches erzählt, was gar nicht existiert, ist ein Sadist. Und wer das Schreckliche tatsächlich betreibt, ist ein Gütiger und Liebender.
Eine Portion Ironie
Der Autor schlittert sogar in eine gewisse Art von Komik, auch wenn dies nicht seine Absicht gewesen sein mag. „Wenn die Hölle leer ist, dann ist die katholische Kirche eine der schrecklichsten Institutionen der Welt„. Er begründet dies zwar mit der entstehenden Frage nach dem Verlangen seitens der Kirche, ein heiliges Leben voller Verzicht und Opfer zu führen, aber im Prinzip hat er sogar recht.
Ebenso trifft dies auf seine im Konjunktiv gehaltene Erklärung der von der Kirche falsch vermittelte Vorstellung von Hölle, nur um die Menschen unter Kontrolle, „unter dem Joch und als Sklave und Untertan zu halten“. Auch hier hat er ins Schwarze getroffen. Dann setzt der Autor noch das Sahnehäubchen obendrauf: „Dann haben alle recht, die die Vernichtung der ‚Hure von Babylon‘ fordern“. Diese Forderung ist übrigens gar nicht nötig, denn dies wird auch ohne Bitten des Geknechteten passieren, siehe Offenbarung Kapitel 18. (Babylon – Infos).
Der krönende Abschluss
Den Abschluss seines Standpunktes hätte der katholische Assistenzprofessor nicht besser formulieren können. „Wenn die Hölle leer ist, dann hat die katholische Kirche die größte menschliche Gehirnwäsche-Operation aller Zeiten durchgeführt.“ Das finale, an den Leser persönlich gerichtetes, in Fettschrift geschriebenes Wort sei geschenkt: „Wenn Sie glauben, die Hölle sei leer, dann sind Sie kein Katholik„.
Die Geschichte außen vor gelassen
Der Autor servierte ein Musterbeispiel davon, wie eine falsche Annahme oder eine selbst konstruierte Lüge als Grundlage zu einem undurchdringlichen Geflecht an irrigen, teils wirren und auch widersprüchlichen Lehrsätzen führen kann. Dies gilt im Bereich der sog. Geisteswissenschaft ebenso wie in der „vorbildlichen“ römisch-katholischen Kirche.
Noch eine „Kleinigkeit“ hat der Assistenzprofessor unterschlagen. Er betont zwar, dass es sich mit der These um die gefüllte Hölle um eine katholische Lehre handelt, nicht die des Evangeliums. Aber was passierte in einem Zeitraum von rund 1.300 Jahren mit jenen, die diesen Glauben innerhalb des Einzugsbereiches dieser Kirche nicht teilen wollten? Diejenigen, die sich von den Schauergesichten dieser Institution nicht in Angst und Schrecken (Sadismus?) versetzen lassen wollten, weil sie die Lehren des Evangeliums kannten? Mal anders gefragt. Wie hoch waren deren Chancen für ein Überleben in Frieden und Unversehrtheit?
Ein starker Hauch von Zynismus
Im Jahr 381 fand in Konstantinopel ein wichtiges Konzil statt. Der Bischof von Rom, Siridius, war der erste „Papa“, nachdem dieser von Kaiser Gratian den Titel „Pontifex Maximus“ überreicht bekam. Damit war der Bischof des inzwischen lädierten Westroms oberster Glaubensführer. Schon vier Jahre später, im Jahr 385, fand in Trier die erste Hinrichtung mit dem Scheiterhaufen statt.
Nachdem der Papst seine politische Macht mithilfe des Frankenreiches bereits sicherte und auch von Kaiser Justinian (Ostrom) die Aufgabe als „Korrektor der Häresie“ überreicht bekam, begann ab dem Jahr 538 das bisher finsterste Zeitalter der Menschheitsgeschichte. Für alle, die den katholischen Glauben im „Heiligen Römischen Reich“, dem Einzugsbereich der Kreuzzüge und den erschlossenen Gebieten der päpstlichen „Welt-Entdecker“ nicht annehmen wollten.
Daher kann die Aussage des Autors auch in ihrer absoluten Form durchaus stehen gelassen werden: „Dann ist die katholische Kirche eine der schrecklichsten Institutionen der Welt„. Diese Kirche kann glauben und lehren, was sie will, wer dies annehmen möchte, dem sei es frei gestellt. Aber diese Institution soll einfach alle anderen Menschen schlicht und einfach in Ruhe lassen. Wenn schon damals nicht, dann wenigstens heute.
Abschied aus dem „klassischen Katholizismus“?
Gut, Papst Franziskus sagte nicht, die Hölle sei leer. Der gegenwärtige Pontifex wünschte es sich nur. Sollte dies gar heißen, er wünschte sich, kein Katholik zu sein? Angesichts der doch sehr außergewöhnlichen Nachfolgeschaft nach Papst Benedikt XVI, seinem Lebensstil außerhalb des vatikanischen Protokolls, den „Aufräumarbeiten“ innerhalb der Kurie und die Zukunftspläne betreffend, erschiene der gewünschte Abschied aus dem „klassischen Katholizismus“ gar nicht mal so abwegig.
Und ein starker Engel hob einen Stein auf, wie ein großer Mühlstein, und warf ihn ins Meer und sprach: So wird Babylon, die große Stadt, mit Wucht hingeschleudert und nicht mehr gefunden werden!
Offenbarung 18,21
Bibelverse aus Schlachter 2000