Fegefeuer ja oder nein? Den Christen “fesselnde” Argumente

Diskussion

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Zwischen dem Protestantismus und dem Katholizismus kann es (eigentlich) kein Einvernehmen geben. Zu sehr unterschiedlich sind die Lehren des Evangeliums und die des katholischen Katechismus. Daher werden die “Streitpunkte” auch nie versiegen, auch wenn der Kampf um Argumente heute mehr oder weniger nur noch gemäß “Brot und Spiele” zu Unterhaltung ausgetragen werden.

Gegenseitige Gegenargumente

Einer der “ewigen Streitpunkte” zwischen den protestantischen Gläubigen und den Anhängern der römisch-katholischen Kirche betrifft die Existenz eines Fegefeuers. Für die Vertreter der römischen Kirche existiert diese Einrichtung im “Zwischendrin” selbstverständlich. Die Protestanten dagegen halten diesen “Bereinigungsort” für unbiblisch.

Das katholische Aufklärungsmagazin “catholic.com” hat sich wieder darum bemüht, die (vermeintlichen?) Argumente der Protestanten zu entkräften und führt hierzu eine Gegenüberstellung der Argumente durch (Quelle). Als Beispiel der “häufigen Argumentationen” führt der Artikel die Aussagen im Buch “Roman Catholics and Evangelicals: Agreements and Differences” von den protestantischen Schriftstellern Ralph MacKenzie und Norman Geisler an.

Widerspruch zur Lehre Jesu

Bibel Staffelei
Evangelium – Kein Geheimnis

In diesem Buch fiele die Aussage, dass die katholische Lehre vom Fegefeuer im Widerspruch mit den Lehren Jesu stehe, der schließlich unmittelbar nach Seinen Tod in den Himmel gefahren sei. Jesus lehrte, so das Argument gegen ein Fegefeuer, dass der Mensch nach seinem Tod entweder direkt in den Himmel oder direkt in die Hölle komme. Daher bliebe für ein Fegefeuer zur Reinigung kein Raum. Die protestantischen Autoren führten als genannte Belege folgende Bibelverse an:

Lukas 23,43:
Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!

Lukas 16,26:
Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, so daß die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.

Lukas 16,22-24:
Es geschah aber, daß der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er den Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme!

Die fehlenden Satzzeichen

An dieser Stelle fragt sich der katholische Autor, ob diese Aussagen ein Fegefeuer tatsächlich ausschließen. Das betreffe insbesondere den vermeintlichen “Selbstläufer-Vers” Lukas 23,43, in dem Jesus verspreche, dass der Verbrecher am Kreuz noch “heute” im Paradies sein werde.

Dieser Vers könne jedoch auch anders dastehen. Im Griechischen gebe es keine Zeichensetzung, wie Komma, Punkt oder Semikolon. Daher sei auch möglich: “Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein!” Das “heute” setze den Zeitpunkt Jesu Aussage, nicht den Zeitpunkt, wann der Dieb im Paradies sein werde.

Da hat er recht

Antike Schrift
Andere Sprachen, andere Regeln

An diesem Punkt hat der katholische Autor durchaus recht. Im Griechischen findet sich kein Satzzeichen und es ist daher nicht nur wahrscheinlicher, dass Jesus den Zeitpunkt Seiner Aussage meinte, sondern sogar zwingend. Dies aus einem bestimmten Grund, der nachher noch angesprochen wird (Thema Seele). Weniger Raum für Spekulation über das Wort für “heute” böte der Blick auf das griechische Wort “semeron”. Das bedeutet neben “heute” auch “jetzt, nun”, im Sinne von “was heute passiert”.

Somit könnte der Vers auch lauten: “Ich sage dir nun / jetzt: Du wirst…”

Hinzu komme, dass sich im jüdischen Denken das Wort “Paradies” (griechisch “paradeisos”) häufig nicht auf einen Ort bezog, sondern auf einen seligen Zustand des verstorbenen Gerechten. An anderer Stelle bezeichne Jesus dies als “Abrahams Schoß”. Zu beachten sei an dieser Stelle, dass diese Unterhaltung noch vor der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu stattfand, denn der Himmel sei zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geöffnet gewesen. Hierzu verweist der Autor auf den katholischen Katechismus, Can. 661 und 1023

Was die Kirche definiert

An dieser Stelle dringt allerdings wieder das römisch-katholische Selbstverständnis hervor. Die eigene Lehrmeinung als Doktrin, selbst wenn diese von den Aussagen der Bibel abweiche, bzw. darin gar nicht zu finden ist. So auch in 1023 des Katechismus.

Darin steht, was Papst Benedikt XII (Konst. „Benedictinus Deus“) zum Thema Himmelfahrt buchstäblich festlegte:

Wir definieren kraft Apostolischer Autorität, daß nach allgemeiner Anordnung Gottes die Seelen aller Heiligen … und anderer Gläubigen, die nach der von ihnen empfangenen heiligen Taufe Christi verstorben sind, in denen es nichts zu reinigen gab, als sie dahinschieden, . . . oder wenn es in ebendiesen damals etwas zu reinigen gab oder geben wird, wenn sie nach ihrem Tod gereinigt wurden,…

“Wir definieren” und dies kraft einer selbst zugeschriebenen “Apostolischen Autorität”. In anderen Worten, das steht so nicht in der Bibel, aber wir sagen, dass es so sei und damit gilt das ab jetzt. Mit dem eigenen Katechismus zu argumentieren, um somit ein gegen dieses Dogmen-Werk gerichtetes Argument zu entkräften, funktioniert grundsätzlich nicht. Das zeigt aber wiederum deutlich, auf welchem Podest sich die Kirche Roms mit ihren Lehren zu befinden glaubt.

Chronologisch & logisch nicht nachvollziehbar

Hebrew Calendar
Es gab vorab schon Aufnahme in Himmel

Der angeführte Kanon 612, welcher belege, dass der Himmel noch gar nicht geöffnet gewesen sei, beruft sich auf Johannes 3,13, in dem Jesus selbst aussagt:
Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.

Da Jesus Christus dies zu Seiner Lebzeit auf Erden sagte, noch vor Seiner Kreuzigung, kann damit nicht ein grundsätzlich verschlossener Himmel gemeint sein, denn noch war ja Jesus selbst noch gar nicht aufgefahren, aber Er spricht in der Vergangenheitsform. Hinzu kommt, dass es vor Jesus Christus als Mensch bereits den Henoch (7ter nach Adam) und den Propheten Elia gab. Beide haben den Tod nicht gesehen, sondern wurden direkt in den Himmel aufgenommen. Die Behauptung, es könne vor Jesu Himmelfahrt aufgrund verschlossener Pforten niemand in den Himmel aufgenommen worden sein, funktioniert nicht.

Wieder der Katechismus

Sollte Jesus mit dem Wort “Paradies” tatsächlich den Himmel gemeint haben, so der Autor, dann schließe dies ein Fegefeuer nicht aus. Denn gemäß katholischer Lehre gebe es die Möglichkeit, dass ein Mensch im Moment seines Todes eine so tiefe Liebe zu Gott empfinde, dass seine Seele dadurch vollständig bereinigt werde. (KKK 1022, 1472). Der Dieb am Kreuz könnte ein solcher gewesen sein.

Nicht stichhaltig

Wieder so ein “Zirkel-Argument”. Das Problem ist schließlich die im Katechismus festgelegte Doktrin dieser Kirche. Schleierhaft, wie man auf die Idee kommt, den vermeintlichen Wahrheitsgehalt des Katechismus anhand des gleichen Katechismus belegen zu wollen. “Gemäß katholischer Lehre”, ja, aber nicht gemäß Evangelium.

KKK 1022 beginnt mit der Aussage, “Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung.” Und KKK 1472 definiert die Notwendigkeit einer Läuterung nach der Sünde, welche auch auf der Erde als Lebender geleistet werden könne. Eine vollständige Bereinigung sei auch durch die innige Liebe möglich.

Das stößt wiederum auf zwei weitere fundamental wichtige Probleme innerhalb der römisch-katholischen Doktrin!

Ein Showkampf um heiße Luft

Showkampf
Etwas zur Zerstreuung

Die folgenden aufgeführten Argumente und Gegenargumente in diesem Artikel kann man sich getrost aufsparen, denn dies führt ohnehin zu nichts. Es scheitert nicht nur an den Argumenten von römisch-katholischer Seite, sondern auch an einer grundsätzlichen Annahme seitens der protestantischen Sichtweise.

Allerdings, dies nur nebenbei, bietet dieser “Streit” zwischen den zwei Ansichten ein wunderbares Beispiel, wie Hegel’sche Dialektik funktioniert. Beide Seiten bewerfen sich gegenseitig mit Argumenten, um die Version des jeweils Anderen zu entkräften. Leser und Interessierte sind dazu geneigt, entweder für die eine Seite, oder für die andere Seite Partei zu ergreifen. Doch nur diejenigen, welche sich selbst darum bemühen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, werden erkennen, dass tatsächlich beide falsch liegen!

Weder Himmel, noch Hölle, noch Fegefeuer

Denn ein Mensch, der gestorben ist, wird weder in ein Fegefeuer kommen, noch direkt in den Himmel oder in die Hölle einfahren. Daher ist die ganze Diskussion im Prinzip obsolet und diente lediglich dafür, dass die Menschen allem Möglichen hinterherlaufen, Hauptsache die Wahrheit aus dem Blick verloren oder nie zu Gesicht bekommen.

Ein gestorbener Mensch hat keinen Odem mehr (Lebenshauch Gottes) und zerfällt zu Staub. Fertig, aus! (Info) Hierin ist die Bibel glasklar! Schon direkt zynisch ist an dieser Stelle die Kirche Roms deshalb, weil diese weiß es ganz genau, was das Evangelium über den Zustand der Toten tatsächlich aussagt. Das belegt die römische Kirche selbst, anhand ihrer eigenen Werke (New Encyclopedia, Vol.13, Seite 332). Dennoch glaubt diese sich in ihrer eingebildeten Autorität, den Menschen etwas völlig anderes zu lehren (KKK 366, “Die Kirche lehrt,…).

Idee geht bis Babylon zurück

Grundsätzlich ist: Der Mensch verfügt NICHT über eine unsterbliche Seele, die nach seinem Tod irgendwo hin wanderte. Eine Idee aus alt-griechischen “Weisheiten”, getragen von Aristoteles, brennend übernommen von Augustinus und Aquin und heute als “christliche Lehre” präsentiert. Urheber dieser “Unsterblichkeits-These” war ein Thales von Milet und dieser wiederum stellt mit dieser Mythologie die Verbindung über Ägypten letztendlich zu Babylon her (Info).

Eigentlich zurück bis Eden

Snake in Eden
Die ersten 3 Lügen

Ist man konsequent, dann reicht die Idee über die separate, unsterbliche Seele des Menschen bis in den Garten Eden zurück. Eines der drei Lügen der Schlange, und alle drei Lügen sind sogar als offizielle Lehre im römisch-katholischen Katechismus aufgeführt (Info).

Der heutige Protestantismus, bzw. die Evangelikalen üben sich heute nur noch als Sparring Partner für die Kirche Roms, denn der “Protest” ist tot (Info). Ausgetragene Showkämpfe um der “Wahrheit willen”. Aber nichts kann so weit weg sein von der Wahrheit und auch so gefährlich wie die irrige Lehre von einer unsterblichen Seele. Martin Luther glaubte auch nicht daran. Er sprach von einem “Seelen-Schlaf” und der Mensch warte in einem Zustand der absoluten Bewusstlosigkeit auf die letzte Posaune und die Stimme Jesu, um wieder aus dem Grab hervorzukommen.

Leugnung Jesu Erlösungswerk

Ein weiteres fundamentales Problem der römisch-katholischen Doktrin findet sich in der postulierten Notwendigkeit, die Seele bereinigen zu müssen. Dies scheiterte allein schon am Umstand, dass es hierfür keine “seelische Substanz” in diesem Sinne gibt, denn der Mensch aus dem Staub der Erde mit dem Lebensodem Gottes IST die Seele. Mit der Fegefeuer-Idee zeigt die römisch-katholische Kirche lediglich, dass diese das Blut-Opfer Jesu Christi in der Gänze verleugnet, bzw. ablehnt. Das Versöhnungswerk Jesu. Er erkaufte sich durch den Preis des eigenen Todes das Recht, den Sünder begnadigen zu können.

Jesu Tod am Kreuz war einmalig, endgültig und immerwährend (Römer 6,10; Hebräer 7,27; Hebräer 9,12; Hebräer 10,10). Ganz im Gegensatz zur regelmäßig zelebrierten Wieder-Opferung Jesu durch die römisch-katholische Kirche (Eucharistie – Info). Der Tod Jesu war gemäß der Kirche Roms mindestens unzureichend, nicht vollkommen, mangelhaft, ja sogar völlig unnötig, um damit Sünden vergeben zu können (Info).

War es nicht Papst Franziskus, der bei der Frage, warum Jesus am Kreuz sterben musste, es nicht beantworten konnte, weil er darin keinen vernünftigen Grund erkennen könne?

Evangelium ist im Prinzip einfach

Bible-Study
Bibel selbst studieren!

Rechtfertigung durch Gnade Jesu aufgrund des Glaubens. So einfach ist das. Egal, ob an einem Vers noch das Wort “allein” steht, oder nicht. Der Mensch selbst kann nichts, rein überhaupt nichts selbst für seine eigene Gerechtigkeit tun. Dazu ist dieser weder in der Lage, noch befindet dieser sich in der dafür notwendigen Position. Einmal gesündigt, damit getan und nicht mehr vom Sünder selbst aus der Welt zu schaffen. Werksgerechtigkeit ist ein Merkmal einer jeden Heiden-Religion, wie auch weitere Eigenheiten der Lehren der römisch-katholischen Kirche (Info).

“Schuster, bleib bei deinen Leisten”, so ein Sprichwort. Daher “Christ, bleib bei deiner Bibel!”

und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist.
Kolosser 1,20

Bibelverse aus Schlachter 2000

Fegefeuer ja oder nein? Den Christen “fesselnde” Argumente
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