Der Mensch lebe von der immer währenden, nicht umkehrbaren Gnade Jesu Christi. Die Lebensführung als guter Mensch sei zwar wünschenswert, aber die Bösartigkeit habe keine ernsten Konsequenzen. Ein Schuldbekenntnis sei unnötig. Eine ziemlich abenteuerliche Sicht eines evangelischen Theologen auf das Evangelium und als Antwort auf die Anfrage eines Unbedarften.
Inhalt / Content
Schuldbekenntnis nicht mehr notwendig?
Wieder einmal wartet das mediale Sprachrohr der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in ihrer Fragen- und Antworten-Rubrik auf, um Fragen stellende Menschen mit Antworten zu bedienen, die von der Wahrheit des Evangeliums nicht weiter weg führen könnten. Ein Interessent, davon ausgehend, dass es sich um tatsächlich existierende Fragesteller handelt, wollte wissen, inwiefern „wir“ durch den Kreuzestod Jesu von allen Sünden befreit seien. Jesus sei für uns gestorben, so die Verheißungen. Deshalb müssten wir eigentlich keinerlei Schuldbekenntnis auf uns nehmen (Quelle).
Verwirrung durch Ungenauigkeiten
Eigentlich hätte der „EKD-Experte“ schon bei der gestellten Frage eine Ungenauigkeit klarstellen müssen, so meinte man. Denn die „Befreiung von der Sünde“ ist vom Ansatz her schon gar nicht zutreffend. Es gibt per se keine „Befreiung von der Sünde“. Es mag penibel klingen, aber sprachliche Ungenauigkeiten sind ein beliebtes Instrument, um anhand der erzeugten Verwirrung in eine gewünschte Denkrichtung zu lenken. Die Übernahme einer „nicht korrekten Frage“ ließe nur sehr schwer eine korrekte Antwort zu. Um den Interessenten auf den Pfad der Wahrheit des Evangeliums zu führen, hätte der „EKD-Experte“ darauf hinweisen müssen, dass es sich eigentlich um die „Folgen der Sünde“ handelt.
Was ist Sünde und was ist die Folge?
Es liegt allerdings nahe, dass der „Experte“ aus den Reihen der evangelischen Kirchen es selbst nicht besser weiß, denn die „Vordenker“ dieser einst christlichen Institution haben die Sünde an sich schon umdefiniert (Info). Die Bibel dagegen gibt klare Auskunft darüber, was Sünde ist und was die unweigerliche Folge der Sünde ist.
Sünde ist die Übertretung des Gesetzes Gottes, so in 1. Johannes 3,4:
„Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.„
Die Folge der Sünde ist der Tod, so in Römer 6,23:
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.„
Die Übertretung eines der Gesetze Gottes bringt den Tod für den Gesetzesbrecher. Ein völlig einfaches Prinzip. Kein Mensch ist frei von Sünde (Gesetzesübertretung) und das wusste auch Paulus, Römer 5,12:
„Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben“
Die Folgen der Übertretung wussten auch schon die ersten beiden Menschen, Adam und Eva, 1. Moses 2,17:
„aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon ißt, mußt du gewißlich sterben!„
„Expertise“ bestätigt Irrtum als Wahrheit
Der „EKD-Experte“ weist jedoch nicht auf den einfach zu verstehenden Zusammenhang zwischen Sünde und den Folgen hin, sondern bestätigt sogar den unterschwelligen Irrtum des Interessenten. „Sie haben natürlich recht“, so die Antwort, denn nach Ostern dürfe es eigentlich keine Schuldbekenntnisse mehr geben. Der Grund: „Jesus ist für uns gestorben“. Die dahinter steckende Logik bestehe darin, dass Jesus das Sterben „mit seinem eigenen Leiden am Kreuz verbunden und zu Gottes Sache gemacht“ habe.
Das sei aber schon lange vor der Kreuzigung der Fall gewesen, ergänzte der „Experte“. Jesus besuchte einst Sünder, aß und trank zusammen mit ihnen, heilte Menschen, und im Hintergrund klang der Satz mit: „Dir sind deine Sünden vergeben“. Der Experte beruft sich auf Lukas 7,48.
Wie schon leider gewöhnlich das Verwenden eines Verses bzw. einer Aussage, ohne jeglichen Kontext, missbraucht für das Stützen selbst formulierter, schräger Thesen. Die Vergebung der Sünden betraf eine Frau, die im Gegensatz zu den gegenwärtigen Gastgebern mit viel Liebe zu Jesus kam, um Seine Füße mit Öl zu salben. Jesus Christus sagte zu dieser Frau auch, warum ihr die Sünden vergeben sind, Lukas 7,50:
„Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden!„
Das Evangelium beschreibt eine weitere Begegnung zwischen Jesus Christus und einer Frau. Pharisäer schleppten eine beim Ehebruch ertappte Frau zu Jesus, um von Ihm ein Urteil abzuringen. „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!„, so der berühmte Satz in Johannes 8,7. Jesus Christus ermahnte die Frau abschließen, Johannes 8,11:
„So verurteile ich dich auch nicht. Geh hin und sündige nicht mehr!„
Vergebene Sünde, aber mit der Ermahnung, künftig nicht mehr zu sündigen! Was ist Sünde? Die Übertretung eines der Gesetze Gottes.
Es wird unerklärlich absurd
Der „EKD-Experte“ erklärt dem Interessenten, dass Jesus uns befreit habe. Mit der Kreuzigung habe Jesus „seine heilende Zuwendung zu den Menschen“ überboten und den Menschen noch einmal seine Fürsorge gezeigt.
Mit der folgenden Argumentation kommt der „Fachmann“ sichtlich ins Schleudern. Das liegt auf der Hand, denn die von ihm beschriebene „Befreiung von der Sünde“, passt natürlich nicht mit der beobachtbaren Realität zusammen. Deshalb sei es für ihn „unerklärbar“, warum so viele Menschen „hinter Jesu Wort und seinem Wirken zurückbleiben und trotz der Kreuzigung weiterhin Feindseligkeiten“ verbreiteten, die Schuld mehrten, anstatt sie zu mindern. Sie führten Angriffskriege, anstatt die Verträge zu halten. Das wirke alles absurd.
Richtig, es ist absurd. Allerdings nicht die „unerklärbare Realität“, sondern absurd ist die Interpretation der Sünde, die Folgen der Sünde und das Heilswirken Jesu Christi.
„Endgültige Befreiung“ von der Sünde
Der vom „Experten“ betretene Irrweg gehe sogar so weit, dass er manchmal denke, das Leben Jesu, seine Bergpredigt, sein Leiden und sein Sterben seien vergeblich gewesen. Die vermeintlich rettende Antwort aus diesem geistlichen Dilemma glaubt der „Experte“ im Hebräerbrief zu finden, in Hebräer 7,27:
„der es nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn dieses [letztere] hat er ein für allemal getan, indem er sich selbst als Opfer darbrachte.„
Hier glaubt er, hinter der Aussage „ein für allemal“ die Bestätigung für die endgültige Befreiung zu finden. Das gelte für immer und es gebe kein Zurück, „auch wenn manches, was man erlebt, dagegen spricht“, so der „EKD-Experte“.
Hier wiederholt die gleiche Methode. Ein einzelner Vers, daraus ein Partikel entnommen, und damit eine abenteuerliche Interpretation untermauert. Es gilt wie immer den Kontext zu beachten. Der Verfasser des Hebräerbriefes beschreibt den Unterschied zwischen dem Opferdienst auf der Erde (Stiftshütte, Tempel – Info) und dem Dienst Jesu Christi nach Seiner Himmelfahrt.
Was der Hebräerbrief tatsächlich aussagt
Jesus Christus ist im Gegensatz zum menschlichen Hohepriester (gemäß Aaron) der perfekte Hohepriester (gemäß Melchisedek). Denn der irdische Hohepriester war selbst ein Sünder und hatte für sich selbst ein Sühneopfer nötig. Ganz anders bei Jesus Christus. Er selbst blieb ohne Schuld und braucht deshalb kein Sühneopfer für sich selbst. Hinzu kommt, dass Jesus Christus, der Hohepriester, kein Blut eines geopferten Lammes ins Heiligtum hineinbringt, sondern Sein eigenes (Himmlisches Heiligtum – Info).
Die Kreuzigung Jesus Christus, also die Selbstopferung, war die einmalige und endgültige, immer währende Tat. Nicht aber die immerwährende „Befreiung von der Sünde“, was ohnehin unsinnig ist, denn der Mensch ist nach wie vor zur Sünde fähig. Ein leicht zu beobachtende Realität in dieser Welt.
Der „Experte“ lässt aber mit seiner These, die ihn zugleich die beobachtbare Wirklichkeit absurd erscheinen lässt, nicht locker. „Gott sei mir Sünder gnädig“, so die angeführte „christliche Bitte“. Diese Bitte sei noch immer ein „Glücksfall“, da „wir“ schließlich mit einem „Übermaß an Vergebung“ rechnen können, „denn: Wir sind durch Jesus befreit“. Betrachte man sich die Aussage des Zöllners, „Gott sei mir Sünder gnädig“, dann sage dies aus, dass der Mensch niemals die Summe seiner Taten sein werde, „sondern ein durch und durch geliebter Mensch“, der ausschließlich von der Gnade lebe.
Der gute Wille zähle
Zum Abschluss bekundet der „Experte“, den Interessenten vor einem Irrtum bewahren zu wollen. Es stellte sich die Frage, ob es völlig egal sei, wie das praktische Leben gestaltet ist, wenn man doch ausschließlich von der Gnade lebe. Ob der Mensch sich für seine Untaten nicht mehr verantworten müsse. Mit „das sei ferne“ aus Römer 6,1-2 bedient sich der „Experte“ abermals lediglich 3 Wörter von Paulus, um damit seine eigene These zu stützen. Demnach will Gott nicht, dass der Mensch irgendein Unrecht anrichtet. Wer das Wort Jesu hörte und verstanden hat, der wolle das Gegenteil. Der „Experte“ rundet diese Aussage mit Römer 12,21 ab:
„Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!„
Der „Experte“ benennt zwar Römer 6,1-2, unterlässt es aber, diesen vollständig darzulegen:
„Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben?„
Wieder ist von Sünde die Sprache, ohne dass der „Fachmann“ darauf eingeht. Zudem geht hervor, dass jene Menschen, die voll und ganz in Jesus Christus sind, keinerlei Drang zur Sünde mehr haben. Deshalb zum Verständnis auch noch die nachfolgenden beiden Verse 3 und 4:
„Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.„
„In einem neuen Leben wandeln“! Diese bedeutet nichts anderes, als das bisherige sündige Leben abzulegen, um künftig im Wohlgefallen Gottes zu wandeln. „Gott liebt dich wie du bist“, so eine inzwischen abgedroschene Phrase. Ja, stimmt, aber nirgends steht, „bleib so wie du bist“!
Ein fatales Resultat
Eine „Experten-Antwort“, die in sich weder schlüssig ist noch auf irgendeine Art und Weise eine befriedigende Antwort liefern kann. Der Interessent erhält keine Antwort darauf, was Sünde tatsächlich ist, welche zwangsläufige Folge die Sünde mit sich zieht und was das tatsächliche Erlösungswerk Jesu Christi eigentlich bedeutet. Der Leser weiß immer noch nicht, ob dieser weiterhin sündigen darf ohne Konsequenzen, oder einfach nur „guten Willen“ zeigen müsse. In der Summe dieser „Expertise“ könnte ein folgendes Bild entstehen:
„Jesus Christus hat die Menschen von der Sünde befreit, ein für allemal. Alle Menschen leben ausschließlich von der Gnade. Gottes Wille ist es, nichts Böses zu tun und wer es dennoch tut, der wird einst gerügt werden. Es bleibt bei der schmerzlichen Läuterung des Gewissens und wird am Ende doch gerettet, da schließlich die Gnade gilt“.
Offen stehende Frage
Die vom „Experten“ erklärten Zusammenhänge zwischen „Befreiung von Sünden“ „ewiger Gnade“ und „unnötiger Schuldbekenntnis“ ließe zwei Möglichkeiten zu. Entweder die Sünde gebe es gar nicht mehr und deshalb auch keine gültigen Gesetze Gottes, die schließlich die Sünde definierten. Oder eine jegliche Sünde ist aufgrund der Gnade egal.
Der „christliche“ Ladendieb geht mit seiner Beute aus dem Geschäft in der „Gewissheit“, dass dies gar keine Sünde sei, oder in der „Sicherheit“, dass ihm die Gnade vor der Konsequenz bewahre. Das wäre die Logik dieser „Expertise“. Das klingt eher nach römisch-katholischer Soziallehre, hat aber mit dem Evangelium nichts zu tun.
Ein völlig anderes Bild ergibt sich aber, wenn das Heilswerk Jesu Christi ins richtige Licht gestellt und wenn die Gerechtigkeit Gottes berücksichtigt werden (Info). Diese Gerechtigkeit ist ebenso ewig wie das Evangelium, wie das Wort und wie das Gesetz.
Dabei heißt es in Römer 2,11-13:
„Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person; alle nämlich, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz verurteilt werden – denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden„
Jesu Christi tatsächliches Heilswerk
Das Heilswerk Jesu Christi besteht darin, dass Er anhand Seiner Selbstopferung sich das Recht erkauft hat, Gnade walten lassen zu können. Freisprechung des Menschen, obwohl das (gerechte) Gesetz diesen Übertreter verurteilt. Denn die Gerechtigkeit Gottes, definiert in Seinen Gesetzen, verurteilt den Sünder zum Tode. Da Jesus Christus, unser Schöpfer, alle Sünden der Menschen auf sich selbst nahm und dafür den gerechten Tod erlitt, ist die Strafe damit gesühnt. Das heißt aber noch lange nicht, dass dem Menschen dafür ein „Freibrief“ für die Übertretung des Gesetzes (= Sünde) gegeben wurde. Erst wenn der Mensch seine Sünde bekennt, diese bereut und auch künftig unterlässt, kann dieser mit der überfließenden Gnade Jesu Christi rechnen. Er wird diese Sünde vergeben. Aber erst dann!
Wer seine Sünden nicht bereut, dem bleiben sie und er wird selbst dafür einstehen müssen. In diesem Fall gibt es nur einen Urteilsspruch – Der ewige Tod. Daher hätte der „EKD-Experte“ bei der eingehenden Annahme, dass der Mensch „eigentlich keinerlei Schuldbekenntnis“ auf sich nehmen müsse, sofort einwenden müssen. Er tat aber das fatale Gegenteil. Er bestätigte diesen Irrtum sogar. Mit sehendem (einen) Auge werden Unbedarfte aus eigenem Unwissen oder mit Vorsatz in den Abgrund getrieben. Denn kein Mensch wird in seinen Sünden von der Gerechtigkeit Jesu bekleidet werden.
Diese propagierte „All-Erlösung durch die mit der Gießkanne ausgeschütteten Gnade“ existiert nicht. Es gibt sie nicht. Das ist auch die simple Erklärung, warum eine jegliche Sünde in Reue an Jesus Christus bekannt (gebeichtet) werden und künftig auch unterlassen werden muss. Die Gerechtigkeit Gottes ist nicht nur „Belohnung“, sondern bezieht auch das finale Ende derjeniger mit ein, die der Ansicht waren, Gottes Gesetze mit Füßen treten zu können. Da hilft es nichts zu sagen, „ja, aber der hat mir was ganz anderes erzählt“. Nicht das Unwissen oder das getäuscht sein zählt, sondern es zählt das, was man hätte wissen können, wenn man in Eigenverantwortung nur selbst nach der Wahrheit geforscht hätte.
Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen.
2. Petrus 2,1
Bibelverse aus Schlachter 2000