Gott nimmt alle zu Ihm zurückkehrenden Menschen mit Liebe und offenen Armen auf. Doch ist das auch schon das Ende der Geschichte? Für den Landesbischof von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ist damit die „frohe Botschaft“ bereits erledigt. Für sein verbreitetes Kuschel-Evangelium bedient er sich einigen skurrilen Argumentationen.
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Gesetz und Evangelium reichen aus
Anlässlich zum anstehenden Reformationstag am 31. Oktober 2023 gibt der Landesbischof von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, den Menschen einen gut gemeinten Ratschlag. Wie man seiner Ansicht nach am besten durch das Leben komme. Was brauche es „für ein gutes Leben und für gute Entscheidungen?“, so die einleitende Frage zu seinem „Impuls zum Reformationstag“ (Quelle).
Nach einer ganzen Reihe von Beispielen, welches Schicksal einem Menschen in dieser Welt widerfahren kann und welche Wünsche und Bedürfnisse vorherrschen können, kommt Bischof Gohl zum Ergebnis, dass es nicht mehr als das Gesetz und das Evangelium benötige. So komme man gut durch das Leben und auch die richtigen Entscheidungen könnten so getroffen werden.
Für sich alleine stehend, kann dies befürwortet werden. Doch bei der Auslegung des Gesetzes und des Evangeliums scheint sich der evangelische Geistliche in einer Parallelwelt zu befinden.
Anlass der Reformationstag
Der Reformationstag, zum Gedenken an Martin Luther, biete sich an, auch die Sichtweise des großen Reformators zu beleuchten. Demnach habe Luther das Gesetz und das Evangelium strikt voneinander getrennt. „Wenn Du Gesetz und Evangelium unterscheiden kannst, dann hast Du das Wesentliche erkannt. Dann bis Du klar im Glauben und im Leben„, so das vom Bischof bemühte Luther-Zitat.
Gemäß Gohl wollte Luther zwischen dem Gesetz und Evangelium unterscheiden, wobei Luther auch hervorhob, dass für ein gutes Leben mit Gott beides notwendig sei.
Das Gesetz sage dem Menschen, was richtig ist und wie er handeln sollte, „um die Ordnung mit den anderen nicht zu gefährden“. Das Evangelium sage, „so oder obwohl du so bist, wie du bist, bist du richtig. Gott schenkt dir seine Liebe“, so der Bischof.
Was sagt die Bibel zum Gesetz?
Martin Luther unterschied berechtigterweise zwischen Gesetz und dem Evangelium. Denn das Gesetz zeigt dem Menschen die „rote Linie“ auf. Das Übertreten dieser Linie, also der Gesetzesbruch, ist die Sünde, 1. Johannes 3,4:
„Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.„
Die Sünde ist durch das Gesetz definiert und ohne ein solches Gesetz gäbe es auch keine Sünde, Römer 7,8:
„Da nahm aber die Sünde einen Anlaß durch das Gebot und bewirkte in mir jede Begierde; denn ohne das Gesetz ist die Sünde tot.„
Von wem stammen die Gesetze? Von Gott, die 10 Gebote (Info).
Was ist genau das Evangelium?
Das Evangelium ist die „frohe Botschaft (über den Sieg)“. Doch der Sieg über was? Der Sieg über die Sünde, durch den Lebenswandel nach Gottes Willen. Das Erlösungswerk Jesu Christi befreite den Menschen vom „Fluch der Sünde“, schuf aber dadurch nicht das Gesetz ab. Jesus Christus eröffnete mit Seinem eigenem Blut-Opfer dem Menschen einen Ausweg aus dem Dilemma, bereits bei einer vollendeten Sünde zum (ewigen) Tode verurteilt zu sein. Der Lebenswandel nach Gottes Willen beschreibt daher primär den wirklichen Glauben und daraus resultiert der gottgefällige Lebenswandel. Aus der Gnade Jesus Christi durch den Glauben ist der Mensch gerettet. Das ist die wesentliche Botschaft des Evangeliums.
Seltsames Evangeliums-Verständnis
Die Aussage des Landesbischofs, das Gesetz setze die Grenzen, damit die Ordnung des Anderen nicht gefährdet werde, ließe sich bestenfalls an die Gebote fünf bis zehn festmachen, berühren aber nicht die Gebote eins bis vier. Darüber hinaus klingt das verdächtig nahe am hellenistischen Naturrecht „sei dein eigenes Gesetz und tue, was du willst, solange du nicht die Rechte eines anderen einschränkst“. Das ist vielmehr der „kategorische Imperativ“ eines Immanuel Kant, aber nicht das Gesetz Gottes. Auch Aleister Crowley vertrat die These „Tu was du willst“.
Noch schlimmer ist die Beschreibung des Evangeliums. Der Bischof erzählt tatsächlich, dass ein jeder Mensch, egal wie dieser ist, richtig sei. Denn Gott liebt alle Menschen.
Hätte der Bischof gesagt, Gott liebt alle Menschen und deshalb kann ein jeder Mensch zu ihm kommen, egal wie dieser ist, dann wäre dies zwar richtig gewesen, aber auch nur die halbe Wahrheit. Denn nirgends im Evangelium ist beschrieben, dass ein jeder zu Gott zurückgekehrter Mensch so bleiben könne, wie er bisher war. Gemäß der Darstellung des Bischofs wäre es folgerichtig egal, ob es sich um einen Frommen, oder um einen notorischen Massenmörder handelte, errettet sei jeder durch die Liebe Gottes.
Ein echtes Paradoxon
Der Bischof wendet zwar ein, dass man nicht annehmen dürfe, das Böse werde aufgrund der Liebe Gottes von alleine verschwinden, doch dann gipfelt diese Ausführung in ein echtes Paradoxon:
„Das Böse mit seiner Gewalt gibt es. Um es zu begrenzen, braucht es das Gesetz“, so der Bischof.
Das zeigt, dass der Bischof entweder etwas Grundlegendes nicht verstanden hat, oder ob er diese These „ungeniert“ wider besseres Wissen verbreitet. Gewalt ist Böse, das ist richtig. Doch wer oder was definiert, dass Gewalt böse ist? Andere Länder, andere Sitten. Andere Zeitalter, andere Gepflogenheiten und Werte. Heute ist der Konsum von Marihuana noch verboten, also böse. Morgen plötzlich nicht mehr, warum? Weil das entsprechende Gesetz abgeschafft wurde. Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse setzt daher bereits ein Gesetz voraus.
In einem Rechtskreis innerhalb der menschlichen Gesellschaft sorgt der Staat für die Gesetze, also für die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Für die gesamte Menschheit und auch als oberste Instanz definierte Gott Seine Gesetze. Und Er definiert somit auch, was Gut und was Böse ist. Während der Staat jedoch die Gesetze jederzeit ändern, oder neuerdings auch beugen und brechen kann, wie es gerade lustig klingt, bleiben Gottes Gesetze mit absoluter Sicherheit unverändert. Matthäus 5,18:
„Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.„
Der Bischof, und damit der Oberaufseher der Schafsherde, denkt allenfalls weltlich, nicht aber gemäß dem Evangelium. Die „Begrenzung des Bösen“ anhand von Gesetzen weist zudem Berührungspunkte mit der irrigen Werksgerechtigkeit auf (Info).
Das verniedlichte Gleichnis
Weil diese Fehlleitung noch untermauert werden muss, bediente sich der Bischof einem Gleichnis Jesu und lässt im Kontext kurzerhand eine Kernaussage weg. Er schildert das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Dieser kehrt nach einer Periode seines „Lotterlebens“ wieder zum Vater zurück. Der Vater nimmt seinen Sohn freudig in die Arme und bereitet für ihn ein großes Fest. „Das ist Evangelium“, so der Bischof. „Friede, Freude, Eierkuchen“.
Etwas Essenzielles ließ der Landesbischof jedoch aus. Nicht alleine die Umkehr und schon gar nicht das Bleiben im bisherigen Leben führen zum erhofften Ziel, sondern das Bekennen der Schuld, die Reue, die Bitte um Vergebung und das zukünftige Unterlassen des Sündenlebens.
Der Sohn kehrte nicht einfach zurück zum Vater und warf sich in seine Arme, sondern der Sohn zeigte auch echte Reue. Lukas 15,21:
„Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen!„
Der ältere Bruder des zurückgekehrten Sohnes konnte dies alles nicht verstehen und protestierte, Lukas 15,29-30:
„Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Huren vergeudet hat, hast du für ihn das gemästete Kalb geschlachtet!„
Der Vater wandte jedoch ein und beschwichtigte, Lukas 15,31-32:
„Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich sein und dich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden!„
Ein unveränderter Sohn?
Was würde der Vater sagen, wenn der zurückgekehrte Sohn nun im Haus seines Vaters weiterhin – in den Worten des Bruders – das Gut mit eingeladenen Huren vergeuden würde? Würde der Vater das Nachhause Bringen des Lotterlebens (Sünden) einfach so dulden? Keinesfalls! Die Sünde hat im Haus des Vaters keinen Platz.
Ausnahmslos ein jeder Mensch kann zu Gott zurückkehren, in Reue und Buße. Aber ebenso ausnahmslos kein Mensch kann im Anschluss so bleiben, wie dieser bisher gewesen ist. Das zu verschweigen ist nicht nur grob fahrlässig, sondern verderblich für einen jeden Menschen, der sich darauf verlässt, dass Gott ausnahmslos alle Menschen aufgrund seiner Liebe am Ende erretten werde.
Dazu Klartext!
So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, daß der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe!
Hesekiel 33,11
Die Evangelischen Kirchen unter dem Dach der EKD sind sichtlich darin interessiert, die Menschen mit einem verbreiteten „kuscheligen Flausch-Evangelium“ in die Irre zu führen. Der Gott der Liebe werde sich mit allen Menschen versöhnen (Info). Die Sünde sei nun die Abkehr von Gott (Info). Und die Taufe sei bereits das Ticket ins Himmelreich (Info). Der „falsche Prophet“, wie er leibt und lebt (Info).
Bibelverse aus Schlachter 2000