Die evangelischen Kirchen in Deutschland setzen verstärkt auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bereich der Seelsorge und Beratung. Weniger als Ausgleich fehlender Kompetenz als eher die Fortsetzung des längst beschritten Weges zur Entfernung vom Evangelium.
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Der Griff nach einem Strohhalm?
Die Verzweiflung in den einst protestantischen Kirchen in Deutschland muss sehr groß sein. Nach dem ohnehin enormen Mitgliederschwund in den vergangenen Jahren folgte mit der Studie „ForuM“ und der damit aufgedeckten Missbrauchsfälle, die in der Quantität der römisch-katholischen Kirche um nichts nachsteht, ein nächster schmerzhafter Bauchklatscher. Durchaus hausgemachte Probleme, die voraussichtlich noch zu einer Ausweitung der anhaltenden Mitgliederflucht führen werden.
Ein Funken der Hoffnung Dank KI
Das Evangelium längst über Bord geworfen und sich zusehends dem Pantheismus gemäß der Enzyklika „Laudato Si'“ zugewendet, ist der „Kirchenverbund“ unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) offenbar mit dem Latein am Ende. So unglaublich es klingt, aber die im Sinne des Evangeliums völlig verfinsterten „Köpfe und Vordenker“ dieser Institution erhoffen sich jetzt Hilfe von Seiten der Künstlichen Intelligenz (KI).
Zuständig scheint hierfür die Abteilung „Stabstelle Digitalisierung“ der EKD zu sein. Das Magazin „evangelisch.de“ führte mit der Oberkirchenrätin Stefanie Hoffmann ein Gespräch, ob KI ein „Fluch oder Segen“ für die Kirche darstelle und welche Chancen und Gefahren sich ergeben (Quelle).
Die Oberkirchenrätin sieht die KI wie eine jede andere Technologie im Bereich des menschlichen Lebens auch. Es könne Fluch und Segen zugleich sein. Ob diese Technologie nun dem Leben dienlich oder abträglich ist, liege im Aufgabenbereich der Kirche, dies entsprechend zu gestalten.
Erste Erfahrungen bereits gesammelt
Hier zeigte sich die evangelische Kirche bereits als experimentierfreudig, so Hoffmann. Sie erinnert an den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg und den damit verbundenen „KI-Gottesdienst“ (Info), dem als Avatar dargestellten Martin Luther für die Beantwortung von Fragen und ein bereits eingesetzter „Segensroboter“. Hierbei treffe die Kirche auf eine gemischte Resonanz. Diese zeigte sich insbesondere bei den Reaktionen auf den „Segensroboter“. Hier gelte es primär, erst herauszufinden, was diese Technologien mit den Menschen machten, wie dies den Glauben, die Traditionen und Überzeugungen beeinflusse.
Fortschritte in der Seelsorge
Erste positive Erfahrungen habe die Kirche mit Chat-GPT im Bereich der Seelsorge gewonnen. Darin leiste die KI bereits gute Arbeit, so die Oberkirchenrätin. Eine große Herausforderung liege im besonders strengen Datenschutz und auch dem Seelsorgegeheimnisgesetz. Aufgrund der Digitalisierung entstehen einzelne Informations-Fragmente, die sog. Metadaten. Diese z.B. bei „Gesprächen“ mit einer Beratung-KI entstehenden Metadaten können sehr sensibel sein. Dennoch stecke im Einsatz der KI das Potenzial, in dem sich Menschen eher offenbaren als einem anderen Menschen gegenüber.
Nächstenliebe, Empathie, Gerechtigkeit und Freiheit seien integrale Bestandteile der kirchlichen Motive. Darüber hinaus engagiere sich die Kirche zu den EU-Gesetzgebungsverfahren bis hin zu UN-Menschenrechtsnormen. Daher sei es besonders wichtig, sich mit „Ethik und verantwortungsvollem Leben“ intensiv auseinanderzusetzen, so Hoffmann. Doch unterm Strich setze die Kirche nicht auf ein einfaches Heilsversprechen, bei der Dank der KI die Probleme beseitigt würden und endlich wieder Zeit bliebe, das Evangelium zu verkünden.
Anregung für Eigeninitiativen
Mit dem Blick auf einen sinnvollen Einsatz der KI setzte die Oberkirchenrätin auf einfache Algorithmen für die Beratung. In vielen Bereichen laufe die Gesprächsführung in der Seelsorge ohnehin schon relativ mechanisch ab. Es gäbe jedoch Methoden, die Menschen zum Denken anzuregen und diese nicht im Kreis laufen zu lassen, sondern diesem Nachdenken eine Vorwärtsrichtung zu geben. Die Seelsorge und Beratung haben nicht das Ziel, den Menschen zu sagen, was sie tun sollen, sondern sie dazu zu bringen, dass sie selbst dahin kommen. Dies könnte sie vielleicht auch näher zu Gott bringen, so die Oberkirchenrätin.
Der „Segensroboter“ kann als Symbol dienen
Der weltweite erste derartige Roboter wurde im Juni 2017 von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) vorgestellt, pünktlich im Jahr zu 500 Jahre Reformation. Entwickelt wurde dieser Kasten von einem sogenannten Medienkünstler. Die EKD zeigte sich stolz über die weltweite Berichterstattung zu diesem Segens-Automaten mit der Bezeichnung „BlessU-2“ (Quelle).
Diese Kiste, in etwa so groß wie ein Geldautomat, hat zwei Arme, einen Roboter-Kopf mit zwei Metall-Augen und einen Lautsprecher-Mund. Auf Wunsch hebt dieser Automat, mit wahlweise männlicher oder weiblicher Stimme, einen Arm zum Segensspruch. Final bietet der Roboter auch noch einen Ausdruck des Segens an, ebenso wie man es beim Geldabheben und der zugehörigen Quittung gewohnt ist.
Ausgelöster Medienrummel
Demnach habe der internationale Medienrummel aus ganz Europa, Indien, USA und sogar China Anfragen eingebracht. Dass ausgerechnet aus China eine Anfrage zu einem derart „christlichen Automat“ eingegangen ist, könnte darauf zurückzuführen sein, dass es kaum bessere Gelegenheiten gegeben hat, das Christentum der Lächerlichkeit Preis zu geben. Und sie hätten damit sogar recht behalten. Tatsächlich wurde aus dieser Geschichte auch ein Politikum. Der russische Außen- und Medienpolitiker Alexej Puschkow vermeldete, dass dieser Roboter genau diese Werte verkörpere, denen sich Russlands Regierung verweigere. Seine damalige Twitter-Meldung wurde von der EKD als „ätzen“ beschrieben. Das wohl aus Ernüchterung gefällte Resümee der Sprecherin der EKHN lautete: „Im Internet gibt es nicht die Diskussionen, die wir uns gewünscht hätten.“
Lehrer nach eigenen Gelüsten
Dieser ominöse „Segensroboter“, der gemäß der Oberkirchenrätin Hoffmann Menschen dazu gebracht habe, sich „wahrgenommen und gesegnet“ zu fühlen, und andere wieder zur Frage drängten, ob dies nun Pfarrer und Segen ersetzte, zeigt schon sehr gut auf, wie es um diese Kirche, deren vermitteltes Evangelium und den zuhörenden Menschen tatsächlich bestellt ist. Aus dem Bauchklatscher im Jahr 2017 nichts gelernt, dafür aber die beispiellose Infantilisierung der Menschen mit Beharrlichkeit fortgesetzt. Allein die Frage, ob ein „Segensroboter“ Sinn machte oder nicht, zeigt die absolute Ferne vom Verständnis des Evangeliums auf. Daher ist der Einsatz von KI in der Kirche nur eine konsequente Fortsetzung des längst beschrittenen Weges. Die Kirchen passen sich der „Lebenswirklichkeit“ der Menschen an und deren Verlangen hat bereits Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus vorhergesagt:
Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.
2. Timotheus 4,3-4
Bibelverse aus Schlachter 2000