Tatsächlich fragen immer wieder Menschen mit christlichem Hintergrund nach, was es mit dem „einen zu heiligenden Feiertag“ auf sich hat. Im Vordergrund steht allerdings der Sonntag. So, wie man es „halt gewohnt“ ist. Leider ist das Vertrauen der Menschen in den offiziellen Stellen immer noch so groß, dass tatsächlich zum Thema Sonntag und Sabbat nachgefragt wird. Die Antwort ist entsprechend verheerend.
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Wie man den „Sonntag richtig heilige“
In den Kirchen taucht trotz einer vermeintlichen Selbstverständlichkeit immer wieder eine Frage auf. Weniger von den „ausgebildeten Theologen“ des Hauses als von interessierten Gläubigen, die ein Sachverhalt gerne erklärt bekommen möchten. So stellte auch wieder eine Interessentin in der Fragen-Antworten-Rubrik des Online-Portals der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) eine durchaus berechtigte Frage.
Was bedeute es eigentlich, den Feiertag zu heiligen? Die Fragestellerin ist Mitglied eines Hauskreises und dort werde immer wieder darüber diskutiert, ob tatsächlich der gesamte Sonntag mit „Gottesdienst und geistlichen Dingen“ gefüllt sein müsse, oder ob Gott dazu auffordere, mit ihm die Zeit regelmäßig zu verbringen, um so mit ihm in einer Beziehung zu bleiben (Quelle). Die große Frage lautete, wie man den Sonntag richtig heilige.
„Experte“ weist auf Sabbat-Gebote hin
Der „Experte“ verwendet in seiner Antwort durchgehend die Bezeichnung „Schabbat“, obwohl in den gängigen Übersetzungen der Bibel ins Deutsche der Begriff „Sabbat“ der übliche ist. Vermutlich liegt hier die Absicht, mit dem hebräisch klingenden Wort „Schabbat“ eine künstlich exklusive Nähe zum Judentum zu erzeugen, um eine daraus resultierende Unverbindlichkeit für das Christentum zu suggerieren.
Für den Sabbat gebe es in der Bibel, so der „Experte“, zwei Hinweise, dass an diesem Tag nicht gearbeitet werden soll. Einmal in den Zehn Geboten gemäß 2. Moses, in dem gesagt werde, man müsse am Sabbat ruhen, weil Gott am Ende der Schöpfung ruhte (2. Moses 20, 8-11) und einmal im 5. Buch Mose, worin die Zehn Gebote wiederholt aufgezählt werden.
Dort komme ein weiterer Aspekt hinzu. Das Gebot des Sabbats gelte demnach nicht ausschließlich für die gläubigen Israeliten, sondern für alle Menschen, die im Land leben. Selbst die Fremden, Sklaven und Tiere sollen an diesem Tag ruhen. Israel solle sich daran erinnern, in Ägypten selbst einmal Sklave gewesen zu sein (5. Moses 5,12-15). Deshalb habe die Sabbat-Ruhe auch eine soziale Komponente, so der „Experte“.
Jesus habe ebenfalls in dieser Tradition gestanden. Er habe, so der „Experte“, den „anderen Theologen“ erklärt, dass es ihm darum ginge, das Sabbat-Gebot nicht „um seiner selbst willen und gegen eine eventuelle akute Not durchzusetzen“. Jesus betonte, der Sabbat sei für den Menschen geschaffen worden.
Nur ein fiktiver Unterschied
Tatsächlich betonte Gott bei Seiner Formulierung des Sabbat-Gebotes in 2. Moses 20 die sechs Schöpfungstage und den siebenten Tag als Ruhetag. Allerdings ist die Hervorhebung, dass auch „andere“ Menschen den Sabbat einhalten müssen in 5. Moses 5 kein Novum. Das ist bereits eindeutig in 2. Moses 20,10 betont:
„aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt.„
In 5 Moses 5,14 steht geschrieben:
„aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Rind, noch dein Esel, noch all dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore ist, damit dein Knecht und deine Magd ruhen wie du.„
Worin liegt hier nun der Unterschied, bzw. was soll nun in 5. Moses 5 in Bezug zum „nichtgläubigen Israeliten“ anders sein? Nichts. Woran der „EKD-Experte“ den Unterschied ausmachen will, bleibt sein Geheimnis. Tatsächlich ist der „große Unterschied“ in Bezug zur Schöpfung (2. Moses 20) und der Herausführung des Volkes Israels aus Ägypten (5. Moses 5) zu erkennen. Nicht aber im Unterschied zwischen Israelit und Nicht-Israelit.
Jesus Christus beachtete den Sabbat
Jesus Christus hat das Sabbat-Gebot nicht um „seiner selbst willen“ durchsetzen wollen, kann nur bedingt so stehen gelassen werden. Es handelt es um eines der Zehn Gebote, konkret das Vierte Gebot. Die institutionellen Kirchen formulieren hier übrigens das Dritte Gebot, weil die römisch-katholische Kirche das Zweite Gebot strich und die einst protestantischen Kirchen dies einfach übernahmen (Info).
In diesem Sinne hat Jesus Christus auch nie das Gebot des Sabbats übertreten, gebrochen oder aufgehoben. Seine „Missetat“ bestand lediglich daran, eines der unzähligen Sonderregeln der Pharisäer zu ignorieren (Info).
Sabbat ist nicht Sonntag

Der „mediale Experte“ der EKD hob, etwas überraschend, hervor, dass der Sonntag nicht der Sabbat sei. Mit dem Sonntag handelte es sich um den Tag nach dem Sabbat. Das sei der Tag der Auferstehung Jesu und deshalb feierte das Christentum diesen Tag. Zunächst, so der „Experte“, wurde an diesem Tag nicht geruht. Man habe sich getroffen, um ein gemeinsames Abendmahl zu feiern. Dies habe sich erst durch eine, rund 300 Jahre später gefällte staatliche Entscheidung geändert. „Der römische Kaiser Konstantin verband den sonntäglichen Gottesdienst mit einem allgemeinen Ruhetag“. Das sei der Grund, warum sich innerhalb der vom Christentum dominierten Welt der Ruhetag vom Sabbat auf den Sonntag verschob.
Staatliche und „römische“ Anweisung
Womöglich bezieht der „Experte“ das „sonntägliche Abendmahl“ auf die Bezeichnung „Brot brechen“. Ein Ausdruck, der vielfältig als ein vermeintlicher Beleg verwendet wird, dass die Apostel Gottesdienst feierten. Doch den Ausdruck „Brot brechen“ findet man auch in anderen Stellen der Bibel und drückt lediglich das gemeinsame Einnehmen einer Malzeit aus.
Tatsächlich war es der Fall, dass Konstantin den Sonntag gesetzlich festlegte. Allerdings sind hier noch einige weitere Details notwendig, um den Charakter der Verschiebung von Sabbat (Samstag) auf den Sonntag zu verdeutlichen.
Kaiser Konstantin beendete die in den Jahren 303 bis 313 geführten, verheerenden Christenverfolgungen durch die Römer mit dem „Edikt von Mailand“. Was von Kaiser Konstantin per Dekret im Jahr 321 durchgesetzt wurde, war allerdings nicht unter dem Gesichtspunkt des Christentums geschehen. Es handelte sich um eine Verlegung des Feiertages „zu Ehren des Tages der Sonne“. Mit Kaiser Konstantin handelte es sich, so das römische Selbstverständnis, um „sol invictus“, also die „unbesiegbare Sonne“. Dargestellt mit einem „X“, welches heute, in Verbindung mit einem „Alpha und einem Omega“ (irrtümlicherweise) als „Pax Christi“ bezeichnet wird. Es kam zusammen mit dem Bischof von Rom zu einer Vermischung von Christentum und Mithraismus.
Hinzu kommt, dass im frühen Christentum, auch vor den massiven Verfolgungen durch Rom (303 bis 313) eine nicht einheitliche Einhaltung des Sabbat-Gebotes vorlag. Während die allermeisten ersten christlichen Gemeinden das Vierte Gebot, als die Haltung des Sabbats, durchaus befolgten, waren es lediglich zwei Gebiete, in denen schon vor Konstantin dem Sonntag der Vorzug gegeben wurde. Das waren die Gebiete Alexandria und der Einzugsbereich vom Bischof von Rom. Dieser Bischof war es, der nach dem Zugewinn von Macht und Einfluss den regelrechten Feldzug gegen alle Christen begann, die den biblischen Sabbat beachteten (Info). Zuvor mussten die „Geistlichen“, die zwischen Rom und Mailand hin- und herwanderten, sich jeweils umstellen von Sabbat- zu Sonntagsheiligung und umgekehrt.
Noch heute verteidigt die römisch-katholische Kirche mit „Händen und Füßen“, dass sie die Institution ist, die aufgrund ihrer „göttlichen Autorität“ den biblischen Sabbat auf den Sonntag verschob (Info).
Ruhegebot in Deutschland
Der „Experte“ des EKD-Magazins betont in seiner Antwort zudem, dass Sonntag und Arbeitsruhe im christlichen Zusammenhang nicht untrennbar verbunden seien. Es gehe im Christentum vielmehr darum, am Sonntag den Gottesdienst zu besuchen. Dies müsse nicht als ein Zwang aufgefasst werden. Das sonntägliche Ruhegebot habe seine Wurzeln im Christentum, sei aber zu „einem allgemeinen kulturellen Gut“ geworden.
In Deutschland, so der „Experte“, sei der Ruhetag im Grundgesetz, in Artikel 140, festgeschrieben. Artikel 140 besage, dass Artikel 139 von der „Weimarer Verfassung“ auch für „die Bundesrepublik Deutschland“ gelte. Im Artikel 139 der Weimarer Verfassung heißt es demnach: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ In Klammern hebt der „Experte“ Artikel 140 Grundgesetz hervor.
Daher gelte, wie auch in 5. Buch Mose, dieses Gesetz für alle im Land lebenden Menschen, unabhängig davon, ob diese Christen oder nicht seien. Daher sei die Einhaltung nicht unbedingt eine Frage des Glaubens.
„Staatlich verordnete“ Tradition

Das „kulturelle Gut“ hat den gleichen Charakter wie eine „Tradition“. So wie die römisch-katholische Kirche ihre Traditionen mindestens auf gleiche Ebene erhebt wie das geschriebene Wort Gottes, so verhält es sich auch mit dem „kulturellen Gut“. Basiert das auf dem Wort Gottes oder nicht? Weicht das „kulturelle Gut“ vom Wort Gottes ab, oder nicht? Wenn ja, warum überhaupt, geschweige noch praktiziert?
Interessant erscheint auch der durchaus existierende Artikel 140 im Grundgesetz. Dieser lautet (Quelle):
„Die Bestimmungen der Artikel 136, 137, 138, 139 und 141 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 sind Bestandteil dieses Grundgesetzes.“
Der „große Rest“ besteht lediglich aus Fußnoten. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Grundgesetz auf Artikeln eines anderen Gesetzeswerkes verweist, das, so zumindest die „Redensart“, überhaupt keine Bedeutung mehr habe. Anstatt den ursprünglichen Wortlaut der „Weimarer Verfassung“ zu übernehmen, entscheidet man sich auf einen Verweis darauf. Auf etwas, was nicht mehr gültig sein soll? Oder doch? Aber das ist ein ganz anderer Schuh.
Ein Tag zum „Runterkommen“
Zum Abschluss der „Expertise“ betont der EKD-Theologe, wie gut ein besonderer Tag für die Gesellschaft sei. Er selbst finde es gut, dass es auch einen Tag in der Woche gebe, an dem man nicht alles mache, was man sonst tue. „Insofern ist der Sonntag eben doch wie der Schabbat“, so der „Experte“. Eine Zeit, um gemeinsam „runterzukommen“. Der „Schabbat ist eben für den Menschen da, nicht umgekehrt“. Man könne den Sonntag durchaus auch mit anderen Dingen verbringen, die mit dem Geistlichen nichts zu tun haben. Gott wolle aber, dass wir „regelmäßig Zeit mit ihm verbringen, am besten einmal die Woche.“
Egal, Hauptsache ruhiger
Damit liegt der „Experte“ auf der Linie derjenigen Ansicht, dass ein „jeder siebente Tag“ ein ruhiger Tag sein sollte, aber welcher, sei prinzipiell egal. Da der Sonntag ohnehin schon derart manifestiert sei, gemäß staatlicher Vorgabe und in den Kirchen sowieso, böte sich dieser Tag direkt an. Hauptsache ruhiger als sonst und durchgehend geistlich müsse dieser auch nicht sein. Also perfekt für Unternehmungen mit der gesamten Familie, oder eben worauf man Lust hat.
Tradition und Moderne zählen
Unterm Strich ist dem „Experten“ Folgendes bekannt, wie dieser selbst angibt:
– Der Sabbat ist eine Vorgabe Gottes und zählt zu den Zehn Geboten
– Am Sonntag (1. Tag der Woche) wurde „anfänglich“ nicht geruht
– Die Beachtung des Sonntags erfolgte durch Gesetzgebung (Konstantin)
– Das Halten des Sonntags anstatt des Sabbats ist christliche Tradition

Hinzu kommt, dass der „Spezialist“ der evangelischen Kirche dem favorisierten Sonntag nicht unbedingt einen durchgehend geistlichen Aspekt zuspricht. Also schlicht ein ruhiger Tag zum „Herunterkommen“, wie es der „Experte“ ausdrückt. Es fehlt aber der biblische Hinweis, dass der Sabbat jemals abgeschafft oder verschoben worden sei.
Diese Stelle im Evangelium müsste jedoch ebenso klar formuliert sein, wie Gott Seinen einen, speziellen, selig gesprochenen und geheiligten Sabbat, eines der Zehn Gebote, formuliert hatte. Diesen Hinweis gibt es aber nicht. Und dies aus einem einzigen Grund: Der Sabbat wurde von Gott bzw. Jesus Christus zu keinem Zeitpunkt revidiert. Der Sabbat gemäß 2. Moses 20 und 5. Moses 5 gilt uneingeschränkt bis heute (Info). Tatsache ist: Nicht der staatliche Eingriff oder die Traditionen der Kirchen sind relevant, sollten sie im Konflikt mit Gottes Satzungen stehen, sondern einzig und allein Gottes Gesetz.
Sämtliche Erklärungsansätze, die den Sabbat als aufgehoben bzw. für die Christen als irrelevant erklären, basieren auf Spekulationen und Interpretationen. Eine Auslegung gemäß der Logik, dass dies oder jenes so „gemeint sein könnte“. Das Problem, ist es aber nicht.
Der „EKD-Experte“ erzählt nicht nur, dass es prinzipiell egal sei, ob Samstag oder Sonntag, sondern negiert auch den grundsätzlichen Anspruch Gottes, dass Sein, von Ihm festgelegter Tag heilig zu halten ist. Aber, Hauptsache „Herunterkommen“ und das könnte im städtischen Schwimmpark ebenso stattfinden wie auf der Kirmes, im Konzert, oder beim Abfeiern in Nachbars Garten.
Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Anstoß [zur Sünde] gibt, für den wäre es besser, daß ein großer Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.
Matthäus 18,6
Bibelverse aus Schlachter 2000