Eine aus dem Hause der EKD präsentierte kurze und knackige „Mikropredigt“ soll die tägliche Dosis an Lebensweisheit, „Christengefühl“ und Sicherheit vermitteln. Die Schäfchen fühlen sich gut und blöken dadurch gleich viel zufriedener. Bei ihrem friedlichen Grasen laufen sie aber in ihrer fortgeschrittenen Unmündigkeit direkt auf den Abgrund zu. Geführt von ihrem Hirten, den „Mikroprediger“.
Inhalt / Content
Wir alle werden gerettet
Regelmäßig wartet das mediale Sprachrohr der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), „evangelisch.de“, in den sozialen Medien mit einer „Mikropredigt“ auf. Präsentiert werden ein oder zwei Verse der Bibel und in kurzen Sätzen darüber „sinniert“. In einer großen Anzeige erschien am Ostermontag ein Vers aus der Basisbibel zum Thema Auferstehung der Toten und legten damit erneut offen, dass es den Verantwortlichen dieses Mediums bzw. Vertretern der Kirchen nicht um die Vermittlung des Evangeliums, sondern um die Irreführung der Menschen geht. An die Hand genommen erzählen sie den Lesern, welche Aussage hinter diesem präsentierten Vers stecke.
„Seht doch, ich weihe euch hier wirklich in ein Geheimnis ein: Wir werden nicht alle sterben, wir werden aber alle verwandelt werden„, so der in den Sozialen Medien jüngst dargestellte Vers 1. Korinther 15,51 (Basisbibel).
Die Interpretation des „Mikropredigers“
Als Anlass diene die gegenwärtige Osterzeit, denn diese verdeutliche, dass Leben nach dem Tod nicht nur möglich, sondern sogar versprochen sei. Der Urheber dieser „Mikropredigt“ fragt an dieser Stelle, wie denn das Leben nach der Auferstehung der Toten aussehe. Viel Konkretes sei in der Bibel nicht enthalten. Paulus „versuche“ jedoch eine Beschreibung davon, was passieren werde.
Paulus sage demnach: „Auferstehung der Toten ist nicht etwa Zombieapokalypse“. Es gebe keine wandelnden Leichen. „Stattdessen wartet echtes Leben auf alle“, so die Mikropredigt. Das sei in der Tat eine Verwandlung. Es gebe „echtes Leben für alle! Darauf hoffe ich mit“, so die Aussage.
Was sagt die Bibel tatsächlich aus?
In der plakativen Anzeige der „Mikropredigt“ ist lediglich dieser Vers zitiert und auch die Stelle in der Bibel angegeben. Zwar steht zu Beginn der „Mikropredigt“ die Angabe der Bibelstelle im Kontext (1. Korinther 1,50-58), aber sichtlich gehen die Verantwortlichen für diese Anzeige davon aus, dass nur eine kleine Minderheit tatsächlich die Bibel aufschlägt und nachliest. Die Botschaft des „Mikropredigers“ ist, dass alle das „echte Leben“ erhalten werden. Welche Aussage steckt tatsächlich in den angegebenen Versen?
1. Korinther 15,50-58 – Basisbibel
„Eins muss ich euch aber sagen, Brüder und Schwestern: Menschen aus Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben. Was vergänglich ist, kann nicht unsterblich werden. Seht doch, ich weihe euch hier wirklich in ein Geheimnis ein: Wir werden nicht alle sterben, wir werden aber alle verwandelt werden. Das geschieht ganz plötzlich, in einem Augenblick, beim letzten Trompetenstoß.
Die Trompete wird erschallen –da werden die Toten zu unvergänglichem Leben erweckt. Wir aber werden verwandelt. Denn was vergänglich ist, muss sich in Unvergänglichkeit kleiden. Und was sterblich ist, muss sich in Unsterblichkeit kleiden. So hüllt sich das Vergängliche in Unvergänglichkeit und das Sterbliche in Unsterblichkeit. Wenn das geschieht, geht das Wort in Erfüllung, das in der Heiligen Schrift steht: »Der Tod ist vernichtet! Der Sieg ist vollkommen! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? «Der Stachel des Todes ist die Sünde. Aber die Sünde erhält ihre Macht erst durch das Gesetz. Dank sei Gott! Denn er schenkt uns den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus.
Meine lieben Brüder und Schwestern, haltet am Glauben fest. Seid unerschütterlich. Setzt euch mit aller Kraft für die Sache des Herrn ein! Ihr wisst ja: Was ihr für den Herrn tut, ist nicht vergeblich.„
1. Korinther 15,50-58 – Schlachter 2000
„Das aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können; auch erbt das Verwesliche nicht die Unverweslichkeit. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muß Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?« Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!
Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wißt, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!„
Tatsächlich alle Menschen gerettet?
So wie es der „Mikroprediger“ suggeriert, dass alle Menschen „echtes Leben“ (gibt es auch falsches Leben?) erhalten werden, geben die Zeilen in der Bibel aber nicht her. Der eine plakativ präsentierte Vers 51, also nur ein Auszug und zudem vom Kontext isoliert, könnte die Interpretation des „Mikropedigers“ durchaus stützen. Aber eben nur dieser eine Vers.
Erstens ist dieser Brief an die noch sehr junge Gemeinde, in diesem Fall in Korinth, gerichtet. Dieser Brief enthält noch ein ganzes Paket an weiteren Informationen und Anweisungen. Steht alles in der Bibel.
Zweitens ist in dieser Aussage klar von Sünde die Sprache, „der Stachel des Todes“. Dieser Stachel, bzw. die Sünde darf jedoch nicht mehr vorhanden sein. Hat der „Mikroprediger“ diese Voraussetzung auch nur im Ansatz kommuniziert? Nein! „Wir alle werden gerettet“, so seine Suggestion. Und obendrein haben die EKD und ihre Vertreter die Sünde längst umdefiniert (Info).
Ein sehr leichtes Spiel
Diese aktuelle „Mikropredigt“ ist ein sehr gutes Beispiel für die Vorgehensweise derjenige, die überhaupt kein Interesse haben, den Menschen das Heil des Evangeliums zu vermitteln, diese Absicht aber „felsenfest“ für sich behaupten. Jene nehmen für die Vermittlung ihrer Agenda einen passenden Vers, oder gar nur Vers-Fetzen, und stülpen einfach ihre eigene Version darüber, die auch durchaus eine Szene von „Alice im Wunderland“ beschreiben könnte. „Schaut her, die Bibel sagt dies doch aus“, so der Versuch einer solchen Irreführung, wie sie auch diese „Mikropredigt“ darstellt.
Dennoch können derlei Agitatoren von sich aus sagen, „wir haben doch die richtigen Verse angegeben“, und damit haben sie auch recht. Die Aussage der „Mikropredigt“ plakativ dargestellt, aber auch immerhin enthalten der Verweis zur Wahrheit quasi „im Kleingedruckten“. Aber wer sieht dort schon nach, geschweige geht diesem auf den Grund? Fast niemand mehr.
Diese bereits an Unmündigkeit grenzende Unbekümmertheit vieler Menschen ist der eigentliche Trumpf im Ärmel dieser Irrlehrer (gilt übrigens auch für wirtschaftliche und politische Belange). Diese dem Menschen nicht gerade wohlgesonnenen Zeitgenossen können dadurch das „Blaue vom Himmel“ predigen und die blökenden Schäfchen hören verzückt zu. „Hach! Wir alle sind gerettet! Was muss man dafür tun? Nichts“. Wie zuckersüß, kuschelig und super bequem.
Selbst nach der Wahrheit suchen
Dass sich hier die Frage stellte, welchem „Herrn“ diese Agitatoren tatsächlich dienlich sind, wäre der nächste Schritt. Aber der erste und wichtigste Schritt ist, die Bibel selbst in die Hand zu nehmen, selbst und eigenverantwortlich zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine kleinformatige Predigt über die Wahrheit handelt, oder um (Heiliger) Geist-verlassenes Geschwätz in „Mikroqualität“.
2. Timotheus 4,3-4:
„Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.“
2. Thessalonicher 2,10:
„und aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können.„
Bibelverse aus Schlachter 2000