Die These des evangelikalen Predigers Ceasar, „Gott ist queer“, schlug hohe Wellen. Die Empörung innerhalb der Kirche richtet sich jedoch mehr gegen die Kritik anstatt die dem Evangelium völlig fremden Behauptung.
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Die Erinnerung bleibt wohl an „Gott ist queer“ hängen
Was vom Kirchentag 2023 der evangelischen Kirchen in Deutschland den Menschen wohl am ehesten in Erinnerung bleibt, dürften nicht die ohnehin inhaltsleeren Phrasen eines Steinmeiers, de Maizières oder einer Baerbock sein, sondern lediglich 3 Worte des evangelikalen Pastors Quinton Ceasar. „Gott ist queer“, so seine auf was auch immer gestützte Behauptung. Doch die bei seiner politischen Rede (eine Predigt war das nicht) in Nürnberg anwesenden Zuschauer leisteten jubelnden Beifall und zeigten sich offensichtlich berührt. Die Bibel weise in mehreren Stellen darauf hin, dass Gott die These der Heterosexualität widerlegt habe, so eine weitere Behauptung. Doch die Quellenangabe blieb der Pfarrer schuldig. Die Veranstalter dieses evangelischen Kirchentages bezeichneten diese Versammlung als einen Abschlussgottesdienst.
These blieb nicht unbeantwortet
Diese Aussage blieb nicht ohne Folgen. Es dauerte auch nur einen Tag, bis die Medien über eine Welle des Hasses gegen den Pfarrer in den sozialen Medien berichteten. Als wenn es nur „Gebrülle und wütende Beleidigungen“ gegeben hätte, blieb aber eine Stellungnahme, geschweige eine Verteidigung der steilen „Queer-These“ fürs Erste aus. Schützenhilfe erhielt der Prediger und Verbreiter seltsamer Botschaften aus dem Lager der Politik. Deren Vertreter verurteilten die „Wut-Kommentare“ gegen Ceasar aufs Schärfste und stellten die Kommentare pauschal in die Ecke des Rassismus. Der umstrittene Pfarrer ist gebürtiger Südafrikaner.
Halbherzige Stellungnahmen
Ein Dementi theologischer Natur gegen die Behauptung „Gott ist queer“ kam mit etwas Verspätung seitens der evangelischen Landeskirche Anhalt und wohl nur als Reaktion auf die Welle der Empörung. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) erklärte der Präsident dieser Landeskirche, Joachim Liebig, dass Gott „natürlich nicht queer“ ist. Diese Behauptung stelle sogar eine Einschränkung dar und werde Gott in keiner Weise gerecht. Darüber hinaus sei auch das Kirchentag-Motto: „Jetzt ist die Zeit“ von Ceasar falsch ausgelegt worden. Die Zeit sei nicht da, wenn dies Ceasar sagt, sondern wenn Gott das für richtig hält. Wenn nun ein Prediger meint, den richtigen Zeitpunkt für ein bestimmtes Thema selbst festlegen zu können, dann überschätze dieser seine eigenen Fähigkeiten und dies sei ein grundsätzlicher theologischer Fehler, so der Kirchenpräsident.
Die Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friederike Spengler, erklärte dem MDR, dass die Worte Ceasers in einer Predigt nicht angebracht seien. Gott als „queer“ zu bezeichnen, würde für einige Gläubige ein Problem darstellen, so Spengler.
Echte Dementi sind nicht zu erwarten
Diese Stellungnahmen seitens Vertretern der evangelischen Kirche scheinen einfach nur den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen, anstatt im Sinne des Evangeliums in die Presche zu springen. Angesichts der an einem gewöhnlichen Volksfest mit politischen Auftritten im Bierzelt erinnernden Kirchenveranstaltung ist eine Vertretung des Evangeliums auch nicht zu erwarten.
Alleine die Darstellung der Regionalbischöfin, es könnten „einige Gläubige“ an dieser Aussage Anstoß nehmen, ist mehr kläglich als dürftig. Diese Erklärung beruht wohl auf den Reflex, eine vermeintliche Minderheit in Schutz nehmen zu wollen, ohne vorher überhaupt deren Schutzbedürftigkeit abzuklären. Auf die Idee, dass es die Mehrheit sein könnte, welche die Ideologie einer Mikro-Minderheit ablehnt, kommt die Theologin erst gar nicht.
Aus der Ecke der Landeskirche Anhalt richtet sich die Kritik eher gegen den wohl „unglücklich gewählten Zeitpunkt“ als auf die blasphemische These selbst. Von irgendwelchen Konsequenzen ist ohnehin nicht die Rede, obwohl zugelassene Prediger einen Eid leisten, ausschließlich die Lehren des Evangeliums zu verkündigen. Schwamm drüber. Diese Kirche trägt die Bezeichnung „Lutherisch-Evangelikal“ nur noch weil sie sich daran festgeklebt hat.
Die geistliche Leere und Finsternis in dieser Kirche und deren Umgebung ist unübersehbar. Derlei Thesen eines „Geistlichen“ könnten aber auch ein Testballon darstellen, um die künftige Befeuerung der gegenüberstehenden Lager zielgerichtet dosieren zu können.