Im Zuge der Ökumene haben sich nun die Lutheranischen Kirchen und die Gemeinden der Baptisten auf einen gemeinsamen Weg geeinigt. Hierfür fand man neue Aspekte zur Taufe und wendete das ökumenische Rezept der „versöhnten Verschiedenheit“ an. Der Geist des Katholizismus ist allgegenwärtig.
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Lutheraner und Baptisten finden zueinander
Der Ökumene wird mit einem weiteren Schritt Genüge getan. Die einst nebenher gelaufenen Gemeinden in der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD, „Lutheraner“) und die Gemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG, „Baptisten“) wollen künftig gemeinsame Wege gehen.
Nach rund 6 Jahren der geführten Debatten haben sich beide Vereinigungen auf ein gemeinsames Papier geeinigt. Mit „Kirchengemeinschaft auf dem Weg“ erklären beide Dachorganisationen ihre nun „neu“ gefundenen und vereinigenden Gemeinsamkeiten (Quelle).
Noch seien nicht alle Differenzen überwunden, doch diese verbliebenen Unterschiede werden nicht mehr als kirchentrennend eingestuft. Gemeinsamkeiten seien im Verständnis des kirchlichen Amts und des Abendmahls zu finden.
Neue Aspekte der Taufe ergründet
Ein besonderes Merkmal der Baptisten ist die Ablehnung der Taufe von Säuglingen und Kleinkindern. Der Grund liegt darin, dass ein Kleinkind nicht in der Lage ist, ein mündiges Glaubensbekenntnis abzugeben. Dagegen wird die Säuglingstaufe von den lutheranischen Kirchen selbstverständlich durchgeführt. Ein weiterer Unterschied bei der Taufe ist in der Durchführung zu finden. Baptisten übernahmen das Tauf-Vorbild der Bibel, bei dem der Täufling in einem großen Becken oder im freien Gewässer vollständig untergetaucht wird (Info). Die Tradition der „großen“ evangelikalen Kirchen ist das einfache Beträufeln der Stirn oder des Kopfes mit Wasser.
Einen Kompromiss kann es an dieser Stelle nicht wirklich geben. Diesem Dilemma gingen beide Kirchenverbände aus dem Weg, indem sie die Taufe als den Anfang des „Weges zum Christsein“ definierten. Beide Tauf-Varianten drückten das Gleich aus und führten letztlich auch zum gleichen Ziel. Die Nachfolge Christi. „Sowohl in der Kindertaufe als auch in der Kindersegnung ist der Aspekt des Wachstums im Glauben präsent“, so die Erklärung im Schreiben des VELKD.
Die Einigung auf neu gefundene Aspekte in der Taufe ermöglicht die Übertretung eines Lutheraners zur Freikirche der Baptisten, ohne vorherige Taufe als Erwachsener mit einem abgegebenen Glaubensbekenntnis.
„Das Trennende verbindet“
Die VELKD kommt zum Fazit, dass die noch bestehenden Differenzen nicht als trennende Merkmale bewertet werden. „Vielmehr kann das Konzept der Initiation in den christlichen Glauben als Brücke auf dem Weg zur Kirchengemeinschaft dienen“. Unterschiede können als einander ergänzende Beschreibungen derselben Sache aufgefasst werden.
Die nun neue „ökumenische Logik“ dahinter: „Das Trennende verbindet“.
„Versöhnte Verschiedenheit“
An dieser Stelle tritt die für das Gelingen der Ökumene festgelegte Richtlinie der „versöhnten Verschiedenheit“ zutage. So sprach die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Oktober 2015 die Empfehlung aus, „die partikularen Identitäten nicht aufzulösen oder zu unterdrücken, sondern in versöhnter Verschiedenheit, ja sogar in Gemeinschaft zur Geltung kommen zu lassen“. (Quelle)
Das ist eine wohlklingende Umschreibung des sperrigen Wortes „Synkretismus“. Die Übernahme bzw. das Vermischen von Bräuchen und Riten anderer Glaubensgemeinschaften in die eigenen Reihen. An dieser Stelle gilt es aber unbedingt zu überprüfen, ob derlei Traditionen überhaupt mit dem Evangelium in Einklang zu bringen sind. Das Alte Testament gibt zahlreiche Beispiele für den wiederholten Abfall des Volkes Israels vom wahren Glauben aufgrund dieser „versöhnten Verschiedenheit“.
Gleiche „Versöhnung“ mit Kirche Roms
Dass ein begründeter Anlass für eine sehr kritische Betrachtung dieses wohlklingenden Begriffs besteht, zeigt der Wortlaut im ökumenischen Schreiben von der Lutherischen und der Katholischen Kirche „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ (2017), Paragraph 210:
„Daher sind Katholiken und Lutheraner in der Lage, gemeinsam den Schluss zu ziehen: „Deshalb befinden sich Lutheraner und Katholiken mit Blick auf Schrift und Tradition in einer so weitgehenden Übereinstimmung, dass ihre unterschiedlichen Akzentsetzungen nicht aus sich selbst heraus die gegenwärtige Trennung der Kirchen rechtfertigen. Auf diesem Gebiet gibt es eine Einheit in versöhnter Verschiedenheit‚.„
Die Traditionen der römisch-katholischen Kirche und die der Lutheraner stünden in einer „weitgehenden Übereinstimmung“, die aber in ihrer „versöhnten Verschiedenheit“ nicht trennend wirkten.
Auch hier gilt die „ökumenische Logik“: „Das Trennende verbindet“.
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.
1. Johannes 4,1
Bibelverse aus Schlachter 2000