Digitalgeld & katholische Soziallehre – Das Wesentliche ignoriert

Bitcoin

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Das in Aussicht stehende Digitalgeld wird kommen. Das ist so sicher wie der Klingelbeutel in der Kirche. Ein Thema, dem sich auch die römisch-katholische Kirche angenommen hat. Krypto-Währungen entsprächen den Prinzipien der katholischen Soziallehre, so eine Stimme aus dem Dunstkreis dieser Kirche. Eine Ansammlung vermeintlicher Vorteile digitaler Währungen und das “laute” Verschweigen der grundsätzlichen Probleme.

Langsam von Bar zu Digital

In den vergangenen Wochen ist verstärkt von Bargeld und Digitalgeld die Rede. Immer weniger Konsumenten greifen auf Scheine und Münzen zurück, während diese dafür zu bargeldlosen Bezahlsystemen zurückgriffen, so der Tenor. Man könnte an dieser Stelle auch einfach eine geleitete Hinführung seitens des Gesetzgebers sprechen, da die Bargeldobergrenze in den vergangenen Jahren sukzessive abgesenkt wurde. Die EU-Richtlinie beschreibt eine Obergrenze von derzeit 10.000 Euro, während einzelne EU-Länder diese Grenze sogar national noch deutlich niedriger ansetzen. So z.B. Spanien mit einer Obergrenze von faktisch 999,99 Euro. Ab 1.000 Euro muss die Herkunft des Geldes nachweisbar sein, also auf elektronischem Wege.

Schon seit Jahren “basteln” zahlreiche Zentralbanken rund um den Globus an einer Digitalwährung. So auch die Europäische Zentralbank (EZB). Der Startschuss für die Einführung dieser digitalen Zahlungseinheit scheint kurz bevorzustehen. Erst einmal im Parallel-Dasein zum Bargeld, um dann, wetten?!, das Bargeld schließlich gänzlich zu ersetzen. Das bargeldlose Bezahlen habe schließlich “zahlreiche Vorteile”.

Rein auf digitaler Basis funktionieren die seit vielen Jahren im Umlauf befindlichen sog. Krypto-Währungen. Der bekannteste Vertreter dieser Zunft ist der “Bitcoin”. Wer diesen in die Welt gesetzt hat, ist nicht wirklich bekannt. Es ist von einem ominösen Japaner die Rede. Wohl aber nur, um der Herkunft des Bitcoins ein “menschliches Gesicht” zu geben. Es wird wohl tatsächlich ein Geheimnis bleiben, wer diese Krypto-Einheit in die Welt gesetzt hat.

Digitalwährungen nehmen gleichzeitig die sog. Blockchain-Technologie mit auf den Weg. Damit wird innerhalb dieser digitalen Währung selbst der bisherige Verlauf dieser Zahlungseineinheit abgespeichert und ist auch entsprechend abrufbar für Auswertungen. So lässt sich auslesen, wann diese Einheit in den Umlauf gebracht wurde, wer diesen wofür verwendete, an wen diese Einheit weitergereicht wurde, was dieser wiederum wann genau und was genau einkaufte und von wem, usw. Diese alle Informationen sind innerhalb dieser Zahlungseinheit neben dem numerischen “Wert” mit enthalten.

Vor Missbrauch nicht gefeit

Krypto-Markt
Krypto – Inflationsschutz?

Damit müssten offizielle, von den Zentralbanken ausgegebene Digital-Einheiten den Bitcoins etwas voraus haben, denn nach wie vor verspricht diese populäre Krypto-Währung sichtlich eine gewisse Anonymität. Ein Beispiel sind die immer wieder in Umlauf gebrachten Nötigungs- bzw. Erpresser-Mails, die behaupten, dass die Kontrolle über den heimischen PC übernommen und der Inhaber bei “unsittlichen Aktivitäten” beobachtet wurde. Das sei über die Kamera aufgenommen worden. Bei einer Zahlung eines gewissen Betrages werde der Erpresser Stillschweigen bewahren.

Falls die Zahlung nicht erfolge, dann werde der gesamte Bekanntenkreis, der anhand der vermeintlichen Kontrolle über den PC bekannt sei, von diesen Handlungen informiert, samt Arbeitgeber und Kollegen. Schickt man eine derartige Mail 10.000-fach raus, dann sind durchaus eine Handvoll dabei, die dieser Zahlungsaufforderung nachkommen. Interessant ist aber hierbei, dass die Zahlung auf ein Bitcoin-Konto erfolgen soll. Und ja, die Bitcoin-Konten können öffentlich eingesehen werden und tatsächlich sind diese mit einem nicht unerheblichen Betrag gefüllt. Doch die Inhaber dieser Konten sind anonym, die Kriminellen wiegen sich somit in Sicherheit.

Bei einer offiziellen digitalen Währung stellte sich hier die Frage, ob diese Anonymität ebenfalls gegeben ist, bzw. ob es nur Personen oder Personengruppen mit einem “berechtigten Interesse” sind, welche die dahintersteckenden Informationen erfassen, auswerten und entsprechend eingreifen können.

Bitcoin & Co. und katholische Soziallehre

Das Prinzip der Digitalwährung, noch in der Form einer Krypto-Einheit, ist auch in der römisch-katholischen Kirche ein Thema. Und, nicht wirklich überraschend, wird als ein vielversprechendes und positives Finanzinstrument betrachtet. An dieser Stelle kommt für die befürwortende Argumentation die katholische Soziallehre ins Spiel. In Anbetracht dessen könne der Bitcoin für eine bessere “soziale Gerechtigkeit” sorgen, denn die vielen “Vorteile” gegenüber der herkömmlichen Währung seien bestechend. Catholic News Agency (CNA) veröffentlichte einen Artikel, in dem der Bitcoin als ein solches, aus “christlicher Perspektive” durchaus vorteilhaftes Zahlungsmittel bezeichnet wird.

Hierbei stellt dieser Artikel durchaus korrekt fest, dass das derzeitige Geldsystem aus “Geld aus dem Nichts” besteht, also das “Fiat-Geldsystem”. Zentralbanken haben demnach die Aufgabe, für die Stabilität des “Geldwertes” zu sorgen. Nicht erwähnt der Artikel jedoch, dass es die “ordinären” Banken sind, welche das Geld aus dem Nichts erzeugen, indem sie Kredite vergeben (Kreditvergabe ist NICHT Geld leihen!). Hierzu gab allerdings die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht April 2017 aufschlussreiche Auskunft.

Isoliert hervorgehobene (vermeintliche) Vorteile

Inflation sei daher ein beständiges Thema, welches auch zu sozialen Ungerechtigkeiten führen können. Dies sei beim Beispiel Bitcoin nicht der Fall. Diese Krypto-Währung ist auf 21 Millionen Einheiten begrenzt und kann nicht beliebig vermehrt werden, wie das, was heute allgemein als Geld bezeichnet wird. “Weiches Fiatgeld” komme beim Bitcoin nicht infrage.

Eine Währung, die aufgrund Inflation nicht an Wert verliere, komme der biblischen Vorstellung von “rechten Gewichten und Waagschalen” näher, so im CNA-Beitrag. In Verbindung mit fortgeschrittenen technischen Innovationen würden die Produkte für die Konsumenten günstiger werden und dadurch deflationäre Tendenzen entwickeln, so eine Schlussfolgerung. In einem Umfeld einer begrenzten Geldmenge käme dies allen Menschen zugute und damit auch dem “Gemeinwohl”.

Eine Frage der Ethik

Die römisch-katholische Kirche betrachte die Inflation auch als eine “höchst ethische Frage”. Dieses Phänomen schade vor allem ärmeren Menschen, Sparern und Familien, während Finanzmarktteilnehmer und Staaten davon profitierten. Daher sei der Bitcoin in der Lage, die gesellschaftliche Solidarität zu fördern.

In diesem Beitrag wird fließend vom Bitcoin auf den Begriff “digitales Geld” übergegangen. Die Idee eines “harten digitalen Geldes” böte angesichts der Leitprinzipien der katholischen Soziallehre “einen anspruchsvollen Diskurs”. Dies gelte insbesondere für die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen, da diese das Gegenstück des Bitcoins darstellten. Daher sei es unbedingt notwendig, in den laufenden Diskursen zu diesen Entwicklungen die Prinzipien der katholischen Soziallehre einzubringen.

Das eigentliche Dilemma verschwiegen

Armutsverbreitung
Kreditsystem – Armut vorprogrammiert

Ein grundsätzliches Problem, zusätzlich zum System “Fiat-Money”, ist gar nicht erwähnt worden. Das sind die verlangten Zinsen für vergebene Kredite, bzw. erhaltene Zinsen für Sparanlagen. Kredite sind es schließlich, welche die “Entstehung” von Geld begründen. Das im Umlauf befindliche Geld basiert daher auf Kredite, die durch einen Kreditvertrag anerkannte Schuld des Kreditnehmers. Dieser ist nun dazu gezwungen, neben der anerkannten Schuld des aufgenommenen Kreditvertrages zusätzlich auch den verlangen Zinsbetrag aufzubringen.

Eine Forderung, die aber von der im Umlauf befindlichen Geldmenge nicht gedeckt sein kann. Damit ist das Aufbringen von Zinszahlungen stets mit der Entnahme weiterer Gelder aus der vorhandenen Geldmenge verbunden und dies wiederum resultiert darin, dass andere Kreditnehmer gar nicht mehr in der Lage sind, ihre Schuld zu begleichen. Dieses benötigte zusätzliche Zins-Geld ist schlicht nicht vorhanden. In er Unübersichtlichkeit der großen Masse verliert sich dieser Effekt ins Unsichtbare, basiert aber auf rein mathematischer Logik.

Von der anderen Seite betrachtet, werden Zinszahlungen auf Sparguthaben der verfügbaren Geldmenge entzogen. Dies wiederum steht dann nicht mehr dem Kreditschuldner zur Verfügung, schon gar nicht für die zum aufgenommenen Kreditbetrag zusätzlich verlangten Kredit-Zinsen. Dass einzelne Kreditnehmer, dies nicht wenig, in diesem buchstäblichen, sich gegenseitig das Geld abjagenden Kampf auf der Strecke bleiben müssen, liegt in der Natur der Sache. Wie gehabt, in der Masse geht dies unter und wird daher nicht ersichtlich. Aber das Prinzip bleibt, dass auch nur ein einzelner Euro als Guthabenzins einen Beitrag dazu leistet, dass irgendwo, irgendwer seinen Kredit auch durch größten Einsatz seiner Arbeitskraft und Lebenszeit nicht in der Lage sein KANN, seine Schuld zu begleichen.

Eine vereinfachte Darstellung

Um es anschaulicher zu machen, eine Vereinfachung des Prinzips. 10 Menschen wollen ein Kredit bei einer Bank aufnehmen, zu je 10.000 Euro. Die Bank vergibt allen Menschen insgesamt 100.000 Euro. Erst mit diesem Prozess wurde das Geld quasi in diese Welt gesetzt (“erschaffen”) und befindet sich damit auch erst ab diesem Zeitpunkt im Umlauf. Alle Kreditnehmer haben ihre jeweilige Schuld anerkannt und sind verpflichtet, Geld an die Bank zu zahlen. Dies erwirtschaften sie jeweils durch getaner Arbeit, also z.B. durch (echte) Wertschöpfung während ihrer Lebenszeit.

Nun kommt jedoch hinzu, dass die Bank 5 % Zinsen verlangt, also von einem jeden einzelnen Kreditnehmer insg. 10.500 Euro. Damit von allen Kreditnehmern zusammen addiert 105.000 Euro. Es sind aber nur 100.000 Euro im Umlauf. Also, woher sollen die zusätzlichen 5.000 Euro kommen? Wenn es 9 Kreditnehmer schaffen, ihre (anerkannte) Schuld plus Zinsen aufzutreiben, dann bleibt ein verfügbarer Betrag im allgemeinen Umlauf von nur noch 5.500 Euro übrig. Damit ist es dem 10ten Kreditnehmer unmöglich, die Schuld zu begleichen. Dieser strauchelt und verliert damit die mit dem Kredit erworbene Wertschöpfung und auch was dieser während seines “Strampelns um Geld” sonst erwirtschaftet hat. Er ist ruiniert.

Es blieb nur die Möglichkeit, dass ein 11ter, ein weiterer und noch weitere Kreditnehmer hinzukommen, um die verfügbare Geldmenge wieder anzuheben. Aber stets wird einer, bzw. werden mehrere Kreditnehmer zwangsläufig ihre Schuld nicht bezahlen können.

Der Erhalt von Guthabenzinsen aufgrund einer Sparanlage entzieht dieser verfügbaren Geldmenge einen Anteil. Die Folge ist, dass Guthabenzinsen (Renditen) einen Beitrag dazu leisten, dass andere es schwerer haben und auch straucheln werden.

Es zerreißt die Gesellschaft

Einhorn
Das Märchen von “Geld leihen” durch Bank

Das Ergebnis, wenn die Kreditschuld nicht beglichen werden kann, ist bekannt. Die erste Frage der Bank lautet, “was hast du dir für den Kredit gekauft?” Geld aus dem Nichts quasi(!) vergeben, aber bei Kreditausfall eine reale, handfeste Wertschöpfung einkassieren können. “Soziale Gerechtigkeit” gemäß katholischer Soziallehre?

Dieses Prinzip, welches systembedingt die Menschen untereinander während ihrer Teilhabe daran zu handfesten Konkurrenten untereinander gestaltet, führt daher zwangsläufig zu einem Zerreißen der (friedlichen) Gesellschaft und fördert auch zwangsläufig den hier geradezu notwendigen Egoismus, um überhaupt bestehen zu können. Entspricht dies etwa auch den Prinzipien der katholischen Soziallehre?

Ob dies eine mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit eingeführte digitale Währung ändern wird, sei dahingestellt. Die Visionen beschreiben ohnehin etwas wie “nichts besitzen, dennoch happy sein”. Doch wenn die Maßstäbe der katholischen Soziallehre gelten sollen, ist es erstaunlich, dass diese Eigenheiten des bestehenden Geldsystems überhaupt nicht thematisiert sind.

Angesichts dessen drängt sich direkt die Aussage in Offenbarung 18,3 auf, die den unermesslichen Reichtum Babylons beschreibt, an denen die Kaufleute der Erde wie kleine Säuger am Rockzipfel hängen:
…und die Kaufleute der Erde sind von ihrer gewaltigen Üppigkeit reich geworden.

Eine Frage des Gewissens

Durchaus eine Frage des eigenen Gewissens ist es, wenn man sich diesem, einem geradezu diabolischen Geist entsprungenen Geldsystems bewusst ist, wie weit man sich selbst aus dem Fenster lehnen wollte, um daraus Profit zu schlagen, das Kontoguthaben zu mehren, die finanziellen Zuflüsse auszuweiten, aus Quellen, für die man im Prinzip nicht einmal den eigenen Finger krümmen muss, geschweige eine Wertschöpfung gegenüberstellt?

Kinder
Mit Gewissen vereinbar?

Eine andere gewichtige Frage lautete, wie stark, oder überhaupt, das Vertrauen auf die Verheißungen Gottes gegenüber Seinen getreuen Nachfolger ausgebildet ist? “Ich finde lobende und preisende Worte für Gott, aber nur solange es für mich finanziell rundherum wohl bestellt ist und die Geldquellen sprudeln”? Hier sei das Buch Hiob nahegelegt und vor allem Jesaja 33,15-17:
Wer in Gerechtigkeit wandelt und aufrichtig redet; wer es verschmäht, durch Bedrückung Gewinn zu machen; wer sich mit seinen Händen wehrt, ein Bestechungsgeschenk anzunehmen; wer seine Ohren verstopft, um nicht von Blutvergießen zu hören; wer seine Augen verschließt, um Böses nicht mit anzusehen – der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg; sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie.

Ausschlaggebend, und das war wohl schon in allen Zeitaltern der Fall, ist das üble Vermischen zwischen “etwas brauchen” und “etwas wollen”. Dies auch noch in Verbindung mit der gewünschten Anerkennung oder gar Bewunderung von anderen Menschen. Also das absolut Vergängliche und damit völlig irrelevant.

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen!
Matthäus 6,19-20

euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen!
Jakobus 5,3

Bibelverse aus Schlachter 2000

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