Die Aufdeckungen der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche reißen nicht ab. Nun sind weitere Einzelheiten über die sexualisierte Gewalt in Mecklenburg bekanntgegeben worden. Der Einzugsbereich des heutigen Erzbistums Hamburg.
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Aufklärungsarbeit in Mecklenburg

In der gegenwärtigen Welle der Aufklärungsarbeit zu den massenhaften Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche sind nun weitere Details zum Einzugsbereich Mecklenburg veröffentlicht worden. Neben dem unsäglichen Leid der Opfer kamen noch weitere pikante Einzelheiten zutage. Die „öffentliche Hand“ war gemäß Ermittlungen zwar nicht Täter, aber dennoch Mitwisser und sogar Nutznießer.
Staat & Stasi mischten mit
In der am Freitag veröffentlichten Studie ist ersichtlich, dass die sexuellen Übergriffe auf Kinder und Jugendliche innerhalb der katholischen Kirche während der Zeit der DDR nicht nur von den Verantwortlichen der Kirche, sondern auch vom Staat vertuscht worden sind. Die Untersuchungen umfassen den Zeitraum zwischen 1946 und 1989. Demnach habe es zwischen den beiden Institutionen sogar Absprachen gegeben, den Missbrauch der Schutzbefohlenen zu verschweigen. Wiederholungstäter der Kirche sollten in den Westen abgeschoben werden. Aus der Sicht der Kirche entspricht dies nur eine „interne Versetzung“.
Die Stasi wäre nicht die Stasi gewesen, wenn diese nicht auch einen Vorteil von den Tätern heraus geholt hätte. Die Geheimdienstler für die „Staatssicherheit“ setzten die Täter sowie auch Mitwisser für eine „erfolgreiche“ Mitarbeit unter Druck.
Vergewaltigungen mit Religion verbunden

Aus der Studie geht hervor, dass die Missbrauchsopfer er kath. Kirche in Mecklenburg im Durchschnitt 10 Jahre alt waren. Der Zeitraum der sexualisierten Gewalt umfasste im Schnitt rund fünf Jahre. In den meisten Fällen waren diese Übergriffe auch der Kirchenleitung sowie der Gemeinde bekannt. Besonders perfide bei diesen Verbrechen war die fiktive Aufwertung der Missbräuche anhand einer Bezugnahme zu einer pädagogischen oder gar religiösen Notwendigkeit. Dazu zählten Prügel und Vergewaltigungen.
Täter wegen Datenschutz nicht genannt
In Mecklenburg, ein Teil des Erzbistums Hamburg, sind bereits im Jahr 2018 überdurchschnittlich viele Missbrauchsfälle seitens der kath. Kirche bekannt geworden. Bis dahin wurden rund 40 Opfer und 19 Täter ermittelt. Man geht aber von einer viel höher liegenden Dunkelziffer aus. In den Händen der Ermittler waren rund 1.500 Akten aus den staatlichen und kirchlichen Archiven und davon 12 Akten der Stasi. So war ein Täter alleine für 19 der Missbrauchsfälle verantwortlich. Neben den Opfern dürfen auch die Täter aus Datenschutzgründen nicht genannt werden.
Noch mehr Aufdeckungen zu erwarten
Das Ende der Fahnenstange bei den Fällen des Missbrauchs durch Verantwortliche in der kath. Kirche dürfte angesichts der bisherigen Aufdeckungen noch lange nicht erreicht sein. Zwar wüteten die Kleriker in Deutschland besonders heftig, aber dennoch ist die „römische universelle Kirche“ annähernd rund um diesen Globus verteilt. So ist man auch dabei, in Portugal die sexualisierte Gewalt durch Priester und sonstige „Amtsträger“ dieser Kirche aufzuarbeiten.