Nur wenige Verse der Bibel können ein ganzes Paket an Hintergrundinformationen enthalten. Nichts ist zufällig enthalten, oder für künstlerische Ausgestaltung verwendet. Besser jeden einzelnen Vers unter die Lupe nehmen, als mit „Turnschuhen“ einen literarischen Langstreckenlauf veranstalten. Ein gutes Beispiel bietet die Öffnung des 7ten Siegels.
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Beispiel einer kurzen Passage
„Ein Buch mit 7 Siegeln“, dieses im deutschen Sprachraum bekannte Sprichwort beschreibt eine im Allgemeinen nur schwer lesbare oder durchschaubare Lektüre. Tatsächlich stammt diese Metapher aus dem Evangelium, in denen im Buch der Offenbarung, Kapitel 6 die ersten 6 Siegel und in Kapitel 8 das 7te Siegel beschrieben sind. Es gibt zahlreiche Fabeln um die Bedeutung der 7 Siegel, sogar jene, die das erste Siegel mit dem beschriebenen weißen Pferd auf den Kopf stellen und die Bedeutung auf die Erscheinung des „Antichristen“ deuten, der nur vorgebe, der kommende Heiland zu sein.
Umgekehrt wird der zweite dargestellte Reiter auf dem roten Pferd, der Tod und Verderben über die Erde bringt, als das Wirken Gottes gedeutet. Alles auf den Kopf gestellt, insbesondere von jenen, die an den Futurismus glauben. Eine Version der Prophetie, welche aus den Federn der Jesuiten stammt (Info).
Das 7te Siegel des Buches

Mit dem 7ten Siegel in Offenbarung, Kapitel 8, beginnt auch die Beschreibung der ersten geblasenen Posaunen (Info). Mit dem Öffnen des 7ten Siegels wird ein Vorgang beschrieben, der auf den Moment der quasi abgeschlossenen Dinge hinweist. Alles ist entschieden und damit klar, welche Menschen gerettet sind und welche verloren gehen.
Hierzu die angesprochene Passage, Offenbarung 8, 3-5:
„Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, der hatte ein goldenes Räucherfaß; und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es zusammen mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar darbringe, der vor dem Thron ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg auf vor Gott, zusammen mit den Gebeten der Heiligen, aus der Hand des Engels. Und der Engel nahm das Räucherfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde; und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Erdbeben.„
Auch Engel als ein Symbol genannt
An dieser Stelle ist von einem Engel die Rede. Nachvollziehbar wird angenommen, es handelte sich tatsächlich um ein himmlisches, geflügeltes Wesen. Das ist aber nicht der Fall, denn „Engel#“ (griechisch „angelos“) bedeutet in allererster Linie ein Botschafter. Erst im Kontext wird klar, welcher Natur dieser Engel ist. So sind in Offenbarung 2 und 3 gleich 7 Engel der per Brief angeschriebenen Gemeinden angesprochen, die aber allesamt keine himmlischen Botschafter, sondern die Ältesten, Gemeindeleiter oder eben die Ansprechpartner der jeweiligen Gemeinden sind.
Eindeutig das Heiligtum
Dieser in Offenbarung 8 beschriebene Engel steht an einem goldenen Altar, mit Räucherwerk in seinen Händen. Wenn man die Stiftshütte betrachtet, in der die Opfergaben dargebracht wurden, gab es zwei Altäre. Eines im außenliegenden Vorhof, der Brandopferaltar und eines im innenliegenden Heiligtum, der Räucheraltar. Brandopferaltar wie auch das Waschbecken im Vorhof waren aus Kupfer, bzw. mit Kupfer beschlagen. Alles, was aus Gold ist, befindet sich innerhalb des Heiligtums. Somit handelt es sich unzweifelhaft um das goldene Räucheraltar, welches im Heiligtum, kurz vor dem Vorhang zum Allerheiligsten stand (Info).
Dieser Räucheraltar steht, wie es Offenbarung 8,3 beschreibt, vor dem Thron. In der Stiftshütte befand sich hinter dem Vorhang ins Allerheiligste die Bundeslade. Der Deckel der Bundeslade hat auch die Bezeichnung Gnadenstuhl, ebenfalls in Gold gefasst. Das Allerheiligste und die Bundeslade, in der übrigens die 2 Steintafeln mit den 10 Geboten Gottes gelegt war, stellen den Sitz Gottes bei Seinem Volk dar. Es handelt sich jedoch nicht um den „Thron der Herrlichkeit“, sondern um den „Thron der Gnade“.
Dieser „Engel“ ist Jesus Christus
Dieser Engel hält ein Räucherfass in der Hand und lässt den Rauch davon zusammen mit den Gebeten der Heiligen (wahre Gläubige) aufsteigen. Das ist die Symbolisierung der von den Gläubigen zu Gott abgesendeten Gebete, die aber „im Namen Jesu Christi“ gesprochen sind. „Niemand kommt zum Vater als nur durch mich“, so Jesus Christus in Johannes 14,6. Das gilt bereits bei den Gebeten, denn das Angesicht Gottes hat sich vom sündhaften Menschen abgewandt (siehe z.B. Jesaja 59,1-2). Ohne Jesus Christus, auch für die Gebete der Menschen als Mittler dienend, wären die Gebete nicht annehmbar.
Kein wirklicher, „klassischer“ Engel, also ein geschaffener Himmelsbote, vermittelt die Sündenvergebung und die Gebete zwischen den Menschen und Gott. Jesus Christus ist unser aller Hohepriester, der Seinen Dienst im Himmlischen Heiligtum verrichtet. Dieses gegenwärtige Werk ist eben durch die Stiftshütte symbolisiert worden (Info). Daher kann es niemand anderes sein, als Jesus Christus, der an dieser Stelle, sowie auch an weiteren Stellen der Offenbarung, als ein Engel dargestellt wird, ein Botschafter.
Beendigung des Mittlerdienstes Jesu

Mit Vers 5 wird der „Schlussstrich gezogen“. Jesus Christus wird nicht für alle Zeiten der Vermittler für die Menschen sein. Er nimmt das Räucherfass und füllt es mit dem Feuer vom goldenen Altar. Damit sind Feuer und Rauch erloschen. Das Räucherfass wirft der „Engel“ auf den Boden. Schluss, ende, vorbei. Die Fälle bzw. Urteile für einen jeden einzelnen Menschen sind entschieden. Dies ist der Moment, an dem im übertragenen Sinne das Tor zur rettenden Arche Noahs geschlossen wird. Trefflich hierzu die Aussage in Offenbarung 8,1:
„Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang.„
„Etwa eine halbe Stunde“, bei prophetischer Zeitbetrachtung entspricht dies 7,5 Tage (Info). Als das Tor der Arche Noah geschlossen wurde, passierte innerhalb der kommenden 7 Tage nichts. Es blieb „ruhig“. Erst nach Abschluss der 7 Tage „Stille“ brachen Erde und Himmel auf und die Wassermassen ergossen sich über die gesamte Erdoberfläche.
Das endgültige Zuwerfen der rettenden Tür wird auch bei der abschließenden Ermahnung in Offenbarung 22,11 hervorgehoben:
„Wer Unrecht tut, der tue weiter Unrecht, und wer unrein ist, der verunreinige sich weiter, und der Gerechte übe weiter Gerechtigkeit, und der Heilige heilige sich weiter!“
Nichts geht mehr. Nicht weil Gott dies nicht mehr zuließe, sondern weil ein jeder Mensch sich selbst dazu entschieden hatte, welchen Weg dieser eingehen wollte. Der Heilige Geist zieht sich zurück. Der wirklich gefestigte Gläubige bleibt gläubig und lässt sich nicht mehr davon abbringen, und die sich dagegen entschieden hatten, werden sich keinesfalls doch noch bekehren (wollen).
Der Abschluss des Dramas
„Stimmen, Donner, Blitze, Erdbeben“, so die Beschreibung der unmittelbar nach dem Erlöschen des Räucheraltars folgenden Ereignisse. Wenn derlei geschieht, dann ist „Schluss mit lustig“. Die finalen Geschehnisse, die zur Vernichtung alles Lebendigem auf der Erdoberfläche führen. Friedensreich für 1000 Jahre auf der Erde? Fehlanzeige! Das ist eine Legende, ein Wunschgedanke, eine Irrlehre (Info).
Offenbarung 16,21 beschreibt die letzte der 7 Plagen:
„Und ein großer Hagel mit zentnerschweren Steinen kam aus dem Himmel auf die Menschen herab, und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, weil seine Plage sehr groß war.„
Offenbarung 6,12-14 beschreibt die Ereignisse nach dem Öffnen des 6ten Siegels:
„Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete, und siehe, ein großes Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird. Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihrem Ort weggerückt.„
Sogar Jesaja 51,6 gibt einen Ausblick:
„Erhebt eure Augen zum Himmel und schaut auf die Erde drunten; denn die Himmel werden vergehen wie ein Rauch, und die Erde wird wie ein Kleid zerfallen, und ihre Einwohner werden auf dieselbe Weise umkommen; aber mein Heil wird ewig bleiben und meine Gerechtigkeit nicht zugrundegehen.“
Parallel-Aussagen

Wie immer, ist auch in Jesaja 51,6 die Bibel sehr fein in ihren Beschreibungen, wenn man nur aufmerksam liest. Die Augen gen Himmel nach oben richten, aber gleichzeitig zur Erde nach unten blicken. Wo befindet sich dann der Beobachter? Irgendwo dazwischen. Ein klarer Hinweis auf den Moment der Errettung der Gläubigen, die zu Jesus Christus in den Wolken emporgehoben werden. Wie es u.a. Offenbarung 1,7 andeutet:
„Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben; und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde! Ja, Amen.„
und von Paulus beschrieben wurde, 1. Thessalonicher 4,17:
„Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.„
und auch von den zwei Männern in weißer Kleidung (Engel, Himmelsboten) angekündigt ist, in Apostelgeschichte 1,11:
„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen!„
Lieber „tief“ als „lang“
Eine Menge Hintergrund in nur 3 Versen, wie in Offenbarung 8. Daher besser aufmerksam lesen, die Hintergründe erforschen und bei ggf. nicht verstandenen Passagen so lange wühlen, dies wie immer im Gebet, bis diese tatsächlich erfasst wurden. In die Tiefe gehen. Ein Langstrecken-Marathon-Lesen, „heute habe ich wieder 8 Kapitel durch“, ist nicht wirklich das Ideal. Bibel lesen, begreifen, bewahren und danach leben. Inzwischen auch zur Vorbereitung für den, der bereits vor der Türe steht (Offenbarung 3,20).
Glückselig ist, der die Worte der Weissagung liest, und die sie hören und bewahren, was darin geschrieben steht! Denn die Zeit ist nahe.
Offenbarung 1,3
Bibelverse aus Schlachter 2000