Ein „katholischer Papst“ und eine „evangelischer Papst“. Diese Verbal-Grätsche schafft man nur, wenn man sich in den Wirren des Einflussbereichs der römisch-katholischen Kirche selbst verloren hat. Der einstige Landesbischof Bedford-Strohm schafft diese Akrobatik mit Bravour.
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Alles in einen Topf
Der ehemalige evangelische Landesbischof von Bayern und einstiger Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rückte sich erneut durch sehr sonderliche Äußerungen in den Mittelpunkt medialer Aufmerksamkeit. Quasi als Nachruf zu dem am Ostermonat, den 21. April 2025, verstorbenen Papst Franziskus, bezeichnet der einstige Landesbischof den Pontifex als einen „evangelischen Papst“ (Quelle). Franziskus habe, so Bedford-Strohm, das Evangelium unermüdlich und immer wieder mutig in Wort und Tat gepredigt. Gleichzeitig sei Franziskus auch ein „katholischer Papst“ gewesen.
Der Tod von Papst Franziskus sei eine Zäsur „nicht nur für die katholische Kirche, sondern für die ganze Kirche Jesu Christi weltweit“, so der ehemalige Landesbischof. Unter der Leitung von Franziskus habe die Kirche an Sichtbarkeit gewonnen, die ausstrahle, wovon sie spreche.
Worthülsen dennoch aufschlussreich

Auf die Idee muss man erst kommen, von einem „katholischen Papst“ zu sprechen, als wenn es jemals einen „Papst“ anderer Glaubensgemeinschaften gegeben habe. Sei es drum. Derartige Worthülsen bietet auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Der ehemalige evangelische Landesbischof gibt unverkennbar seine ökumenische, ja gegenüber der Kirche Roms durch und durch devote Haltung preis. Bedford-Strohm hatte ja längst „zahlreiche Verbindungen“ zwischen der römisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche erkennen wollen und gab zum Ausdruck, es nicht mehr erwarten zu können, um gemeinsam Eucharistie zu feiern (Info).
Geschichtsvergessen?
Offenbar hat der einstige Landesbischof Bayerns es völlig vergessen, dass es sich mit Papst Franziskus um einen Jesuiten gehandelt hat. Der im Jahr 1534 von Ignatius von Loyola gegründete und im Jahr 1540 an den Start gegangene (militärisch organisierte) Orden hatte es sich als höchstes Ziel gesetzt, den Protestantismus mit allen möglichen und bis dato nicht ausdenkbaren Mitteln zu bekämpfen, zu vernichten und die bisherige Monopolmacht der Kirche Roms wieder herzustellen. Schleierhaft ist es bereits, einen Papst auch nur im Ansatz als „evangelisch“ zu bezeichnen. Noch rätselhafter wird es, wenn dieser Pontifex sogar aus den Reihen der Loyola-Brüder stammt.
Leugnung ursprüngliche Identität
Bedford-Strohm und seine Worte spiegeln im Prinzip das wider, was aus dem einstigen Protestantismus tatsächlich geworden ist. Eine völlig sinnbefreite, leere Hülle dessen, wofür Hus, Luther, Zwingli, Calvin, Tyndale und zahlreiche weitere Reformatoren (Info) einst gerungen und viele von ihnen ihr Leben gelassen haben. Die meisten evangelischen Kirchen haben von ihrem einstigen Reformeifer gemäß dem geschriebenen Wort nichts mehr übrig gelassen (Info).
Der (endgültige) Ur-Auslöser der Reformation war das unsägliche Geschäftstreiben des Papsttums mit ihrer Ur-eigenen Irrlehre über Fegefeuer und Ablässe. Martin Luther schlug am 31.10.1517 wegen des äußerst lukrativen und dem Evangelium völlig unbekannten römisch-katholischen Handels mit Ablässen seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Daran kann sich sicher auch ein Landesbischof erinnern. Der Protest begann und die Lutheraner erhielten ihre Bezeichnung „Protestanten“ im Jahr 1530 in Augsburg („Augsburger Bekenntnis“).
Papsttum treibt es munter weiter

Papst Franziskus erließ am 13. Mai 2024 zum Anlass des „Ordentlichen Jubiläumsjahr 2025“ ein Dekret für die Gewährung von Ablässen an die gläubigen Schäfchen. Unter bestimmten Voraussetzungen können Katholiken einen Ablass von der Zeit im Fegefeuer für sich und auch für bereits verstorbene Verwandte in Anspruch nehmen (Quelle).
So erhielten auch Teilnehmer des Weltfamilientreffens im Juni 2018 eine Art „Gießkannen-Ablass“ aus Gnaden des Papstes (Quelle). Schließlich habe nur der Pontifex den Zugriff auf die Schatztruhe der guten Werke seitens Jesu, Maria und Heilige habe.
Protest seitens der Protestanten? Fehlanzeige. Alles „vergeben und vergessen“ und vor allem in demütigster Selbstläuterung wegen der großen Sünde, der großen Mutterkirche derartige Sorgen zu bereiten. Ein Armutszeugnis für denjenigen, der sich evangelisch-lutherisch bezeichnet und die „universelle Kirche Roms“ als die „Kirche Christi“ betitelt. Die Anerkennung der Mutterkirche Rom geschah im Prinzip mit der „Charta Oecumenica“, an der noch weitere Organisationen bzw. Dachverbände der zahlreichen Kirchen angeschlossen sind (Info).
Sola Scriptura wird verteufelt
Auf dem Fundament der Bibel, also dem geschriebenen Wort Gottes, zu stehen, ist längst auch in den Kreisen der einstigen evangelisch-lutherischen Gemeinden zu einem Tabu geworden. Auf dem Sockel des Evangeliums zu stehen, wird mit „Fundamentalismus“ gleichgesetzt. Hierzu hatte auch Papst Franziskus etwas zu vermelden.
„Eine fundamentalistische Gruppe ist gewalttätig, selbst wenn sie niemanden tötet und niemanden schlägt. Die mentale Struktur des Fundamentalismus ist Gewalt im Namen Gottes.“ (Interview mit „La Vanguardia“ vom 13.06.2014, Quelle)
Auf dem Rückflug nach dem Weltjugendtag im Jahr 2013 setzte der Papst in seinem noch jungen Pontifikat klare Kante, was seine eigene Position betrifft:
„Der Papst ist Bischof, Bischof von Rom, und deshalb ist er Nachfolger des Petrus und Stellvertreter Christi„
Bei einer Audienz am 22.03.2013 ließ Franziskus die Menschheit ebenfalls wissen, um wen es sich mit ihm eigentlich handelte:
„Einer der Titel des Bischofs von Rom ist Pontifex, das heißt Brückenbauer – Brücken zu Gott und zwischen den Menschen.„
Rom ist die Alte – Protestantismus ist tot

Nichts, rein gar nichts hat sich in der Kirche Roms geändert. Ihr Selbstverständnis ist auch heute wie im finsteren Mittelalter. Es fehlte nur noch das letzte Quäntchen an Handlungsfreiheit, und schon sind die gleichen Verhältnisse hergestellt, wie diese einst bestanden, nur mit einem „postmodernen“ Anstrich (Info).
„Sondert euch ab„, von allem was unrein ist, so der Aufruf von Paulus an die Gemeinde in Korinth (2. Korinther 6,17). „Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt!„, so der finale Aufruf in Offenbarung 18,4. Also ein klarer Aufruf zur Entfernung aus dem Einzugs- und Wirkungsbereich der großen Hure und damit auch ein Ausscheren aus dem verlangten Kollektiv (Info). Heute umschrieben als „Gemeinwohl, Brüderlichkeit und Menschheitsfamilie“ (Info).
Die Tochter singt das Lied ihrer Mutter
Nicht ohne Grund hat der, gemäß Bedford-Strohm quasi „evangelisch-katholische“, Papst den Individualismus geradezu verteufelt (Info). Die abgefallene Tochter Roms singt natürlich das gleiche Lied wie ihre Mutter (Info).
„Die Spaltungen unter uns Christen sind ein Skandal. Es gibt kein anderes Wort: ein Skandal„, so Papst Franziskus bei der Generalaudienz vom 22.01.2014. Tja, dieser Skandal der Trennung, wie es Franziskus nannte, ist hochoffiziell ausgelöst von Jesus Christus. Das sollte der „Brückenbauer“ eigentlich wissen, Matthäus 10,34-35:
„Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;„
Die Trennung zwischen den Menschen mit dem wahren Evangelium gemäß dem geschriebenen Wort Gottes und den Gestalten, die ihre eigene „Theologien“ der Menschheit als gemeinsame Familie vereint aufzwingen wollen. Dies liegt der Kirche Roms in ihren Genen und „Töchter-Vertreter“ wie Bedford-Strohm sind ebenfalls Feuer und Flamme dafür.
Und die Frau war gekleidet in Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen; und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greueln und der Unreinheit ihrer Unzucht, und auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben: Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde.
Offenbarung 17,4-5
Bibelverse aus Schlachter 2000