Eine Schlussfolgerung aufgrund von Nichtnennung. Ein einfaches Konzept, um so eigene Narrative bequem stützen zu können. „Argumentum e silentio“ ist ein beliebtes Rezept.
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Was nicht so drinnen steht, kann nicht existieren
„Wenn etwas nicht (buchstäblich) in der Bibel drinnen steht, dann kann es auch nicht wahr sein.“ Ein solches Argument ist vor allem von denjenigen zu hören, die gültige Regeln oder Fakten offenbar nicht wahrhaben oder akzeptieren wollen. Andersherum akzeptieren diese aber Traditionen als „biblisch“, obwohl diese in der Heiligen Schrift weder buchstäblich noch umschrieben zu finden sind. Eine Diskrepanz.
Es gelte „Argumentum e silentio“ (Schlussfolgerung aus dem Schweigen), wenn etwas nicht erwähnt wird, hat dies auch nicht existiert oder fand nie statt. Dieses Argument kommt immer dann gerade recht, wenn damit das eigene (liebgewonnene) Narrativ unterstützt wird. Ein Beispiel ist die Beschreibung in der Bibel, dass Herodes der Große den Befehl für die Tötung männlicher Kleinkinder gab. Der durchaus gewichtige Historiker Flavius Josephus, ein Zeitzeuge des 1ten Jahrhunderts, hat dieses Ereignis jedoch in keines seiner Aufzeichnungen festgehalten. Gemäß „Argumentum e silentio“, könne dieser Vorfall daher nicht stattgefunden haben.
Ebenso mögliche Schlussfolgerung: Jesus und Seine Jünger müssen furchtbare Zähne gehabt haben, denn nirgends in der Bibel steht, dass sie sich jemals die Zähne putzten. Klingt dümmlich, aber genau so funktionieren die krummen Argumente.
Prüfung der Beweispflicht

Ein durchaus häufiger Zusammenhang betrifft die Beachtung des Sonntages (1ter Tag der Woche) und die Missachtung des biblischen Sabbats (7ter Tag der Woche). In aller Regel wird die Heiligung des Sonntages damit begründet, dass dies schließlich biblisch sei, weil Jesus Christus am ersten Tag der Woche auferstanden ist. Auf der anderen Seite behaupten nicht selten die Gleichen, dass der Sabbat für Christen ungültig sei und dazu in der Bibel kein Hinweis bestehe, dass der 7te Tag von Christen und auch von Heiden eingehalten werden müsse.
Wenn jemand behauptet, dass dies „so geschrieben steht“, dann reicht die einfache Nachfrage, „wo?“ In diesem Fall wäre dieser in der Beweispflicht. Besonders populär ist die Behauptung, der Sonntag müsse geheiligt werden. Als Argument dient meist Apostelgeschichte 20. Darin wird berichtet, dass sich die Apostel an einem 1ten Tag versammelten. Also ein „Beleg“, dass sie Gottesdienst hielten.
Doch von Gottesdienst ist nirgends die Rede. Das „Argumentum e silentio“ kann hier aber nicht angesetzt werden, da in diesem Kapitel eben genau beschrieben ist, wann genau und aus welchem Grund die Zusammenkunft stattfand. Die Behauptung, Christen oder gar Heiden müssten den Sabbat nicht einhalten, kann dagegen ziemlich einfach widerlegt werden, da die Bibel tatsächlich eindeutige Hinweise darauf hat.
Belege für gültigen Sabbat für alle
Was die Heiden betrifft, bietet Jesaja 56,6-7 Klarheit darüber:
„Und die Fremdlinge, die sich dem Herrn anschließen, um ihm zu dienen und den Namen des Herrn zu lieben [und] um seine Knechte zu sein, und alle, die darauf achten, den Sabbat nicht zu entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berg führen und sie in meinem Bethaus erfreuen; ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden.„
Dass auch die frühen Christen den Sabbat (7ten Tag der Woche, „Samstag“) einhielten, belegt die Schrift ebenfalls an vielen Stellen und auch die außerbiblische Historie weist eindeutig darauf hin. Ebenso ist klar, warum Christen den Sonntag feiern anstatt den Samstags-Sabbat.
– Willkürliche Änderung Sabbat
– Römisch-katholische Kirche bestätigt ihre Verlegung Sabbat auf Sonntag
– Bibel ist eindeutig, dass Sabbat für alle verbindlich ist
– Der „Tag des Herrn“ ist an keiner Stelle als der „Sonntag“ definiert, sondern genau definiert
– Der vorsätzliche Kampf gegen den Sabbat ist offenkundig
– Jesus brach nie den Sabbat, Er missachtete aber Pharisäer-Gesetze
– Umfangreiche „neue Ideen“ für vermeintliche Rechtfertigung der Sonntagsheiligung
Oft gelesene vermeintliche Argumente
Zu den häufigen vermeintlichen Argumenten, ganz gemäß „Argumentum e silentio“ zählen:
- Nirgends wird in Bibel ein „Sonntag“ erwähnt
- Nirgends wird in Bibel ein „Samstag“ erwähnt
- In 1. Mose ist das Wort „Sabbat“ nicht zu finden
- Der Sabbat wird im NT in keiner („neuen“) Gesetzesliste aufgeführt
- Der Begriff Zeremonialgesetz existiert nicht
- „Voruntersuchungsgericht“ taucht nirgends auf
- Christen sind kein Teil des Alten Bundes und daher nicht an Gebote gebunden
- Das Wort „Millenium“ gibt es nicht in der Bibel
- „Entrückung“ wird nirgends erwähnt
- Die Bibel spricht nirgends über eine „3-Engelsbotschaft“
Diese Liste könnte durchaus fortgesetzt werden und würde ohnehin immer länger werden.
Oft nur eigene Begriffe für Umstände

Tatsächlich, wenn jeglicher Kontext außen vor gelassen würde, sind die Argumente stichhaltig. Doch heißt dies, dass die genannten Umstände bzw. Bezeichnungen deshalb nicht existieren können?
Den Begriff „Millenium“ findet man tatsächlich nicht in der Bibel. Aber das Wort beschreibt einen zeitlichen Abschnitt von 1000 Jahren („Mille“), und dies gibt es tatsächlich, z.B. in Offenbarung 20. Ein geschaffener Eigenname eben für diese biblische Beschreibung.
Das gilt auch für den Begriff „3-Engelsbotschaft“. In dieser Form suchte man vergeblich in der Bibel. Aber dies ist ebenso ein Eigenname für die Erscheinung von 3 unmittelbar aufeinanderfolgender Engel in Offenbarung 14.
Vermischung von Irrtümern
Richtig kompliziert kann es werden, wenn vermeintliche Rechtfertigungen durch „Argumentum e silentio“ mit weiteren Irrtümern vermischt werden. Das gilt ganz besonders für das Zeremonialgesetz und die 10 Gebote Gottes.
Die Gesetze Mose, also die Einhaltung von bestimmten Feiertage, Riten und Opferdienste, finden sich im 3. Buch Mose. Also eine Ansammlung von einzuhaltender Zeremonien, aufgrund getaner Sünden. Daher formte sich der Begriff „Zeremonialgesetze“ für das ganze Gesetzes-Paket, welches durch die Kreuzigung Jesu aufgehoben wurde. Aber eben nicht die 10 Gebote. Hierin liegt ein gewaltiger Unterschied (Info).
In der Tat ist im Neuen Testament das 4. Gebot, also die Einhaltung des Sabbats (2. Moses 20,8-11) nicht noch einmal (direkt) erwähnt. Hier stellte sich aber die Frage, ob denn ein bisheriges Gesetz irgendwann automatisch hinfällig würde, nur weil man dessen Gültigkeit nicht regelmäßig proklamiert, also quasi eine Auffrischung zur „Erinnerung“? Das 4. Gebot ist eines der insg. 10 Gebote Gottes und diese sind an keiner Stelle jemals aufgehoben worden. Darüber hinaus tauchen dennoch alle 10 Gebote im NT in einer Form ihrer erklärten Gültigkeit auf (Info).
„Giftige Argumente“

Regelrecht abgeschossene „Giftpfeile“ sind Argumente, die offenkundig anzweifeln, ob Gott bzw. Jesus Christus tatsächlich der „Gute“ sei und der Widersacher der „Böse“. Schließlich behaupte Jesus ja nur, dass der Widersacher ein „Menschenmörder von Anfang an“ und auch der „Vater der Lüge“ sei (Johannes 8,44). Wenn man aber im Alten Testament lese, sei ja Gott der „Massenmörder“ und „Schreckliche“, wobei man über den Widersacher derlei Taten nirgends etwas finden könne.
Nun, das Evangelium ist die „Gute Nachricht“ über den möglichen Erlösungsweg für den Menschen, das Warum und Weshalb, und keine Biografie des Widersachers. Die Absender dieser Giftpfeile stehen offenkundig dem Evangelium feindlich gegenüber und sind überhaupt nicht interessiert daran, diese Botschaft auch nur in den Ansätzen zu verstehen.
Während die große Palette der vermeintlichen Rechtfertigungen durch „Argumentum e silentio“ aus den Reihen der christlich orientierten Gläubigen stammt, die jedoch ein Problem damit haben, den Willen Gottes zu tun, kommen derlei Angriffe, bei denen Gut und Böse auf den Kopf gestellt sind, direkt aus dem Gebiet der Verehrer des Drachens. Man darf sich davon nur nicht beirren lassen, denn Diskussionen, so die Erfahrung, führen zu nichts. Es ist gar kein Wille vorhanden, die Wahrheit zu verstehen, sondern das sichtbare Resultat nach (beständiger) Lästerung des Heiligen Geistes (Info). In einem solchen Fall gibt es keine Heilungsaussichten mehr.
Unbeirrt festhalten

Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muß. (1. Korinther 2,14)
Fehlt diese geistliche Beurteilung, dann redet man gegen eine unverständige Wand. Da können einprasselnden Gegenargumente gerne auch auf philosophischer Ebene „höchstes Niveau“ erreichen, aber auch damit sammelt man nicht wirklich Punkte, denn 1. Korinther 3,19:
„Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott; denn es steht geschrieben: »Er fängt die Weisen in ihrer List«.„
Eigentlich erkennt man ziemlich schnell, welche Absichten das wehrende Gegenüber tatsächlich verfolgt. Ob dieser tatsächlich noch im Irrtum wandelt, aber reges Interesse an der Wahrheit zeigt, oder ob dieser lediglich darauf aus ist, zu provozieren, die Zeit zu rauben, oder gar zu unangebrachten Reaktionen zu verleiten. Wer dagegen gemäß Galater 5,22 die Frucht des Geistes vorzeigen kann, sieht das ohnehin mit Gelassenheit.
Daher unbeirrt am Evangelium festhalten, weiterhin im Gebet um die Begleitung durch den Heiligen Geist für Verständnis und Kraft bitten. Die Angriffe des Widersachers sind nicht plump, noch nicht, sondern listig, subtil, ausgefeilt. Sein wahres Ziel ist kein Geheimnis, denn Jesus Christus hat uns dies selbst mitgeteilt:
Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den übrigen von ihrem Samen, welche die Gebote Gottes befolgen und das Zeugnis Jesu Christi haben.
Offenbarung 12,17
Bibelverse aus Schlachter 2000