Wieder einmal hat sich ein katholischer Autor darum bemüht, die englische Bibelversion King James Version und auch gleich dazu ihre Anhänger zu diskreditieren. Die angewandte Methodik ist wie üblich oberflächlich und platt. Man setzt auf die Faulheit der Leser, sich nicht selbst um die Wahrheit kümmern zu wollen.
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King James Version – Im Fokus
Die englische Bibelversion „King James Version“ steht immer mehr im Fokus der Angriffe. Harmlos erscheinende Argumente sind „altbackene Sprache, schwer verständlich, nicht zeitgemäß“. Andere Stimmen behaupten dagegen „fehlerhafte Übersetzung, fehlende oder ergänzte Verse und plumpe Fälschungen“. Wenn die Argumente ausgehen, so muss der Gegner persönlich angegriffen werden, so eine unethische „Binsenweisheit“. Also steht auch König Jakob I (engl. James) persönlich im Visier der Angreifer. Er habe eine zweifelhafte, ja verruchte und verschlagene Natur gehabt, außerdem schrieb er ein okkultes Buch.

Das von König Jakob I geschriebene Buch „Daemonologie“ wird dargestellt als eine Förderung, geradezu als eine Anleitung für die Verfolgung von Hexen und auch den Gebrauch von okkulten Praktiken. Wer aber etwas tiefer gräbt, findet auch selbst heraus, dass dieses Buch durchaus diese Praktiken beschreibt, allerdings nicht als Manual zu verstehen, sondern als ein Bericht darüber. Das Gleiche wäre, als wenn eine Studie die Praktiken und Hintergründe eines Kultes erforscht und darüber berichtet, plötzlich als eine Handlungsanweisung bezeichnet würde.
Selbst wenn alle Vorwürfe gegen König Jakob I zutreffen würden, bliebe immer noch die Frage offen, wie es sich auf den Inhalt der King James Version ausgewirkt haben könnte. Die Schlüsselfrage lautet schlicht, „weicht die Übersetzung von der Vorlage, also dem griechischen und hebräischen / aramäischen Grundtext ab?“. Der König hat diese Übersetzung gar nicht selbst vorgenommen, sondern diese in Auftrag gegeben.
Verschwiegene Zusammenhänge
Verschwiegen wird zu diesem Zusammenhang in aller Regel, dass König Jakob als Ziel eines Anschlages galt, welches heute auch als „Gunpowder Plot“ bekannt ist. König und Parlament sollten anhand eines Bombenanschlages getötet werden. Initiator waren Erz-Katholiken, die den Protestantismus in England ausmerzen wollten. Die bekannteste Figur war Guy Fawkes. Heute gefeiert per Kinostreifen als der damalige „Held der Stunde“. Die Realität beschreibt aber einen Fehlschlag, da dieses Attentat vorab aufgedeckt und vereitelt wurde.
Auch die losgeschickte Spanische Armada, um das englische, protestantische Königtum zu stürzen, schlug kläglich fehl.
Das eigentliche „Problem“, auch wenn die Aufmerksamkeit ausschließlich darauf gelenkt wird, ist nicht die Übersetzung gemäß King James Version, sondern der dahinter steckende Grundtext für das Altes# Testament und das Neue Testament. Für das Neue Testament ist es der vorliegende Mehrheitstext auf Griechisch, der Textus Receptus, und für das Alte Testament der hebräische / aramäische Masoretische Text. Diese Schriften hat König Jakob gewiss nicht geschrieben und auch nicht schreiben lassen. Also, weicht die King James Version davon ab? Nein! Und somit ist es völlig egal, wie das öffentliche und private Leben des englischen Königs gestaltet war.
John Wyclif – William Tyndale

Als Gegenbeispiel, der „wohlwollenden“ Nicht-Verfolgung von Bibelübersetzern seitens der römisch-katholischen Kirche, wird gerne John Wyclif herangezogen. Er nahm bereits im 14ten Jahrhundert eine Übersetzung der Bibel ins Englische vor, blieb aber unbehelligt von der sonst „üblichen“ Verfolgung der römisch-katholischen Häscher. Der Grund liegt auf der Hand. Wyclifs Übersetzungsvorlage war die lateinische Vulgata. Diese wiederum basiert zum größten Teil auf die von Hieronymus genutzte Vorlage Septuaginta. Also die mit Gnostizismus durchzogene Bibelversion aus den Händen von 72 hellenistischen Schriftgelehrten aus dem Raum Alexandria. Somit konnte auch die Übersetzung von Wyclif nur diesen gnostischen Charakter enthalten. Eine römisch-katholische Bibel, lediglich in Englisch.
Hinzu kommt, dass die Verbreitung dieser Übersetzung in engen Grenzen gesetzt war. Der Buchdruck war noch nicht erfunden. Der Erwerb einer solchen Bibel, mit der Hand geschrieben, hätte ein Vermögen gekostet.
William Tyndale war ein weiterer Engländer, der die Bibel im 16ten Jahrhundert übersetzte, bzw. die Übersetzung begann. Vor der Beendigung seines Werkes wurde Tyndale umgebracht, im Auftrag der römisch-katholischen Kirche. Wo lag der Unterschied zu Wyclif? William Tyndale nutzte als Vorlage nicht die lateinische Vulgata, sondern den Masoretischen Text und Textus Receptus. Hinzu kam, dass der Buchdruck bereits Einzug gehalten hat und somit die Verbreitung schnell und günstig vorangehen konnte. Das wollte die römische Kirche unter allen Umständen verhindern.
Deutsche Gegenstücke
Das deutsche Gegenstück der von der römisch-katholischen Kirche verachteten King James Version ist die Schlachter 2000, die „alte“ Elberfelder“ und die Luther 1912. Alle diese Übersetzungen haben den Masoretischen Text und den Textus Receptus zur Vorlage. Alles weiteren bzw. späteren Übersetzungen bedienen sich den „wissenschaftlich-kritischen“ Texten von Nestle und Aland (Info), welche wiederum auf gnostische Schriften wie des Textus Sinaiticus basieren.
Leserschaft der King James – „Einfältig“
So wird nicht nur die King James Version ins Visier genommen, sondern auch gleich ihre Anhänger als ungebildete, einfältige „Fanboys“ diskreditiert. Das katholische Magazin „catholic.com“ behauptet die Unkenntnis der „Nur-KJV-Anhänger“ über den „Prozess der Inspiration, Übertragung und Übersetzung“ (Quelle).
Das katholische Magazin bedient sich auch gleich einem vermeintlichen stichhaltigen Argument. Je älter eine gefundene Kopie der Schriften ist, desto näher müsse diese auch an der Wahrheit sein. Das derzeit früheste Fundstück sei das „John Ryland-Fragment“ mit einem Teil von Johannes 17 und 18. Die Datierung beläuft sich auf ca. 125 n. Chr. Der Fundort: Im Sand in Ägypten, auf Papyrus. „Je älter die Manuskripte sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Apostel genau das sind, was die Apostel tatsächlich geschrieben haben“, so die Logik des Autors im katholischen Magazin.
Ungenau und platt
Es ist zwar richtig, dass dieser Fund um 125 n.Chr. den Aposteln zeitlich näher steht als auf eine spätere Zeit datierte Funde, aber trifft dies auch automatisch auf den Wahrheitsgehalt des Geschriebenen zu? Schließlich gab es Fälscher, Fantasten und vor allem Gnostiker längst vor Christi Geburt. Die Hochburg war zudem Ägypten, genauer im Raum Alexandrien. Dort nahm man vor allem den Masoretischen Text vor, veränderte und erweiterte diesen und strich auch Passagen heraus. Ein solches Sammelsurium ist auch die heute „hoch gefeierte“ Septuaginta (LXX), die bereits im 1. Mose 5 groben Unfug aufzeigt (Info).
Nur der „eine einzige“ Grundtext?

Der Autor des katholischen Magazins weist darauf hin, dass die King James Version Verse enthalte, die der „ursprüngliche griechische Text“ nicht enthalte. Allerdings lässt er missen, dass es sich eben um verschiedene Grundtexte handelt. Diese Auslassung suggeriert dem Leser, dass es sich eben nur „um den einen (einzigen)“ Grundtext handeln müsse. Dem ist aber nicht so. Die hellenistischen Gnostiker haben zu ihrer Zeit ihre eigenen Grundtexte auf Griechisch hinterlassen. Eben jene, die heute den modernen Bibelübersetzungen zugrunde liegen. Hier wird der Spieß frech umgedreht. Jene hellenistischen Schriftgelehrten fügten Verse hinzu, welche natürlich(!) in der King James Version nicht enthalten sind, da diese sich auf den Textus Receptus bezieht. Und nun wird einfach behauptet, die Kind James habe diese Verse gestrichen.
Vorbeugend wiederholt sich der Autor zum Abschluss, dass ein „jeder, der behauptet, dass diese Verse definitiv Teil der ursprünglichen Schriften sind – und Bibeln, die sie nicht enthalten, sind modernistisch und irrtümlich“. Dies zeige nur die Unkenntnis über die Thematik.
Alleine, dass der Autor suggeriert, es gäbe nur einen Grundtext, bzw. dass er nicht darauf hinweist, dass der Menschheit unterschiedliche Grundtexte vorliegen, deutet auf seine nicht beabsichtigte Vermittlung der Wahrheit hin.
Die üblich platten Totschlagargumente
Das ist nur „recht und billig“ und zudem die Gewohnheit dieser römischen Institution, mit vermeintlichen Totschlagargumenten zu hantieren, solange die Hände noch gebunden sind, bis man wieder die Macht hat, vom „Totschlagargument“ einfach das „Argument“ wegzulassen (Info).
Dieses Themengebiet, welcher Grundtext zu welcher Übersetzung, ist durchaus komplex. Man sollte sich aber nicht von derlei Geschrei aus dem Dunstkreis der römisch-katholischen Kirche beeindrucken lassen. Das ist eben die Natur dieser sich für unfehlbar haltenden Einrichtung, die sich nicht nur in der Nachfolgeschaft der Apostel sieht, sondern auch ihren obersten „Guru“ in Rom als den persönlichen Vertreter Gottes auf Erden und somit gottgleich anbetungswürdig (Info).
Wer Liebe zur Wahrheit hat, wird sich nicht ausschließlich auf den von diesen katholischen Autoren präsentierten platten Oberflächlichkeiten aufhalten, sondern es auch selbst herausfinden wollen, wie die Wahrheit tatsächlich aussieht. Man muss es nur wollen und es auch tun. Je nachdem, wie die eigenen Prioritäten im Leben gesetzt sind.
und aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können.
2. Thessalonicher 2,10
Bibelverse aus Schlachter 2000